Benutzt mehr Kondome!

Mein Resümee (der Duden sagt, ich soll das so schreiben, ich kann leider nichts dafür, dass das Wort beknattert aussieht) zu “50 Shades of Grey”.

Und nein, ich will jetzt eigentlich nicht die tausendste, den-Film-in-Stücke-reißende-denn-ich-versteh-den-Hype-nicht-Kritik schreiben, aber: Ich verstehe den Hype nicht.

Vorneweg muss ich sagen, ich hab die Bücher nicht gelesen, ich habe nie Interesse daran gehabt, die Bücher zu lesen und habe es auch nach dem Film nicht. Erstrecht nach dem Film nicht. Und nein, ich bin nicht prüde – ganz und gar nicht – und ich glaube fast, dass ich gerade deshalb den Film absolut verstörend finde. Denn nein, es geht nicht einfach um zwei Menschen, die es schön finden gemeinsam, verschiedene SM-Spielchen auszuprobieren, wie ich in meiner gutgläubigen was-man-so-über-50-Shades-of-Grey-hört-und-sieht-Attitüde in meinem Hirn dachte.

Meines Erachtens ist dieser Film (okay, diese Filmreihe, wie ich mit Erschrecken feststellen musste) die Geschichte eines Psychopathen, der mit der normalen Sexualität zweier sich liebender Menschen nicht zurecht kommt, weil er mit 15 von einer 50-Jährigen Crack-Nutte zum masochistischen Geschlechtsakt genötigt wurde. Und die Geschichte eines treudoofen Mädchens, welches sich für “den Richtigen” aufgehoben hat und höchst naiv denkt (sie erinnert mich etwas an Sookie aus True Blood), sie könne diesen Menschen ändern. Typisch Frau. Ach und dieses verrückte “Liebe auf den ersten Blick”-Ding spielt auch noch mit.
Im Prinzip ist “50 Shades of Grey” eine Mischung aus Dexter, True Blood, Criminal Minds und einem Hauch Twilight. Schätzungsweise. Kenn ich auch nur vom Hörensagen. Brauchte aber noch etwas “Romantisches”. [Fun Fact, welchen ich nach dem Schreiben herausfand: 50 Shades begann als Fan-Fiction zu Twilight. Welch Überraschung.]

Die erste Hälfte des Filmes, musste ich nur unfassbar hart lachen und ich hab mich gewundert, wieso ich damit die einzige im Kinosaal war. “Leute, die Dialoge sind affig. NIEMAND verhält sich so im echten Leben!”, dachte ich die ganze Zeit. Wissen die das nicht? Wahrscheinlich waren das wirklich alles Mädels und Frauen, die bisher nur mit Bienchen und Blümchen gespielt haben und… jetzt denken… ähm… so wie im Film läuft das grundsätzlich ab?! Ab der zweiten Hälfte war ich dann hauptsächlich verstört.

Reine Macho-Spielchen, bei denen der Psycho seinen Spaß hat und sie abhängig von ihm macht. Und sie findet das auch noch toll. Eigentlich verrückt, dass Autor sowie Regisseur weiblich sind und dennoch so ein unterwürfiges Frauenbild entsteht. Warum nicht eine normale, einvernehmliche SM-Beziehung mit einer starken, selbstständigen Frau? Wieso bloß muss es einen Macho-Mann mit mysteriöser Vergangenheit und einer sich ihm unterwerfende Trulla geben, die den Mann zum Lebensinhalt macht?

Worauf wollte ich hinaus? Benutzt mehr Kondome! Zum einen, damit nicht mehr solcher Psychopathen wie dieser scheckige Grey entstehen und zum anderen ist mir einfach das erste Mal in einem Hollywood Streifen aufgefallen, dass jemand vor einer romantisch-erotischen Sexszene – die nicht auf witzig macht – ein Kondom benutzt. Mein positiver Funken aus diesem Drama.

Fazit: Erlaubt ist, was gefällt. Solange beide Partner offen und ehrlich über alles reden können und sich einig werden, ist die Welt in Ordnung. Sobald einer von beiden irre Züge aufweist und einen Sexvertrag aufstellen will: Lauft um euer Leben!

Und wer einen anständigen Film zu diesem Thema sehen möchte, schaut sich einfach mal “The Secretary” an. Amazon sagt dazu: “[…]In ihrem Chef begegnet sie einem Mann, der sie beherrscht, ohne sie zu erniedrigen.” Das klingt doch schon viel harmonischer, oder? Definitiver Filmtipp meinerseits. Der Hauptdarsteller heißt hier übrigens E. Edward Grey – wie ihr das jetzt deutet, überlasse ich mal euch.

Kann mir also mal bitte einer erklären, wieso dieser Film als Soft-SM-Streifen gehyped wurde und nicht als Psychodrama?! Ich lasse mich ja gerne aufklären…


verstörtes Tüddelü.
Eure Tänne

 

Titelbild: Dennis Skley via flickr.com (CC BY-NC-ND 2.0) 

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