Ich gehöre zu den Menschen, die alles Mögliche in ihren Träumen verarbeiten. Ich träume von der Verkäuferin im Supermarkt, von dem Taxifahrer von Samstagabend, von meinem Frühstück gestern Morgen – kurz um, fast alles, was ich tagsüber erlebe, lasse ich in der Nacht nochmal irgendwie Revue passieren. Aber manchmal da träume ich auch Sachen, die so absurd, abwegig, verrückt oder emotional sind, dass ich meinen eigenen Gedanken kaum folgen kann. Schon als Kind hat mir mein Bruder nie geglaubt, was für lustige Dinge ich nachts so erlebte. Mein Bruder ist nämlich so ein Mensch, der maximal zweimal im Jahr überhaupt etwas träumt, woran er sich erinnern kann. Und davon ist auch nur eines der Male unterhaltsam, wenn überhaupt.
Letztens träumte ich beispielsweise, dass meine Eltern ein Ferienhaus in Dänemark gemietet hatten und ich sie dort besuchen wollte. Doch vor dem Haus hatten drei riesengroße Kreuzspinnen (ich bin echt keine Phobikerin, aber auf Platz eins meiner Lieblingstiere sind Spinnen nun auch nicht unbedingt) drei ebenfalls riesengroße Netze gesponnen, durch die einfach kein Durchkommen war. Die Fäden blieben an mir haften und klebten an mir, aber ich musste umkehren und nach Hause fahren, weil diese blöden Viecher einfach nicht weichen wollten. Das Alarmierende an der ganzen Story war, dass meine Eltern lachend auf der anderen Seite standen. Naja, in solchen Momenten frage ich mich bereits während des Aufwachens, was bei mir so alles schief gelaufen sein muss…
Was mich aber mehr fasziniert, ist diese Art von Träumen, die einen irgendwie wirklich bewegen. Ich habe mal vor langer Zeit ein Buch gelesen, in dem es darum ging, dass verstorbene Menschen, die uns nahe standen, nachts zu uns ans Bett kommen. Wir können sie nicht im Wachzustand sehen, sondern sie erscheinen uns dann im Traum, um uns zu zeigen, dass es ihnen gut geht. Diese Art der Traumdeutung gefällt mir. Ich hatte vor vielen Jahren nicht die Möglichkeit, mich richtig von meinem Opa zu verabschieden vor seinem Tod. Immer wieder kommt es vor, dass er in meinen Träumen auftaucht, mich in den Arm nimmt und ich ihm sagen kann, dass ich ihn lieb habe. Tatsächlich wache ich dann häufig mit Tränen in den Augen auf und fühle mich doch irgendwie gut.
Ich denke, dass unser Unterbewusstsein uns mit nahezu jedem Traum etwas mitteilen möchte. Meine Träume haben teilweise eine solche Liebe fürs Detail und zeigen mir Sachen auf, die ich in der schnellen Realität gar nicht wahrnehmen konnte. Und häufig auch solche, die ich gar nicht wahrnehmen wollte. Manchmal wache ich weinend auf, weil ich im Traum mit Sachen konfrontiert werde, die ich im Alltag ganz bewusst und vermeidlich erfolgreich zu verdrängen versuche. Das Ende einer langjährigen Freundschaft zum Beispiel. Oder die völlig unerwartete Abweisung eines Verwandten, der mir zutiefst nahe stand. Vielleicht versucht mich mein Unterbewusstsein so ein wenig zu zwingen, mich mit Dingen auseinanderzusetzen, mit denen ich mich nicht auseinandersetzen will.
Tja und manchmal flößen mir Träume auch ein wenig Angst ein. Vor ein paar Wochen träumte ich von einem Mann, mit dem ich mehrere Monate keinen Kontakt hatte. Dann wachte ich auf und bekam eine Nachricht von ihm. Oder vor vielen Jahren, als ich noch beinahe ein Kind war: Mein Onkel bekam im Flugzeug die Vorstufe eines Herzinfarkts und die Maschine musste notlanden. Ich träumte in derselben Nacht, dass mit ihm etwas nicht stimmte und wachte just in dem Moment auf, in dem mein Vater davon erfuhr.
Ich mag Träume. Träumen ist ein wahnsinnig intensives Gefühl. Ich mag es, morgens nicht ganz zwischen Traum und Realität unterscheiden zu können. Nach einem Alptraum glücklich übers Aufwachen zu sein, nach einem schönen Traum traurig. Träume drücken tiefe Sehnsüchte und Ängste aus, sie zeigen uns knallhart, wer wir sind und in kaum einem anderen Moment sind wir uns so sehr selbst aufgeliefert. All die Hinweise, die uns dann zum Nachdenken anregen, uns mit Glück erfüllen oder an Dingen zweifeln lassen, geben wir uns am Ende selbst, all das passiert in unserem Kopf. Ich finde, wir sollten Träumen mehr Bedeutung schenken und ein wenig mehr auf uns selbst hören. Wer sonst soll wissen, was uns guttut, wenn nicht wir selbst?
Frohe Weihnachten und bis zum nächsten Jahr ihr Lieben! :)
Titelbild: Shana Larissa Klappert / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz (by-nc)
Pia
Danke, lieb von dir! (:
ließe man seine Träume mal deuten, würde es einen wohl gruseln :D