Du.

Bald zwei Jahre ist es nun her, dass wir uns trafen. Zwei Jahre, in denen du immer in meinen Gedanken präsent warst, aber nie wirklich dauerhaft in meinem Leben. Und doch erinnere ich mich an jedes kleinste Detail von uns. Obwohl es doch eigentlich nie ein Uns gab. Es ist kein Herzschmerz, kein Liebeskummer, keine Trauer. Es ist irgendwas und ich verstehe es nicht. Ich glaube, wir begegnen einfach Menschen in unserem Leben, die nie wieder ganz verschwinden, obwohl sie längst nicht mehr da sind. Ich glaube, damit müssen wir uns abfinden. Ich weiß nicht, was du hinterlassen hast. Ich dachte, es war vielleicht ein Riss in meinem Herzen. Ich habe versucht, ihn zuzupflastern. Mit menschlichen Pflastern, mit männlichen, mit weiblichen. Aber wann immer ich glaubte, es hatte funktioniert, rissen die Pflaster wieder entzwei. Ich glaubte, es sei ein Loch in mir gewesen, das du hinterlassen hast. Ich habe versucht, es füllen, ja stopfen zu lassen. Aber

wann immer der Versuch vorbei war, war es ein kleines Stückchen größer geworden.

Ich muss an dich denken, nur wenn ein Auto wie deines meinen Weg kreuzt. Wenn ich auf dem Parkplatz parke, auf dem wir uns zum ersten Mal küssten. Und auf dem, auf dem wir uns das letzte Mal küssten. Ich denke an dich, wann immer ich das Kleid trage, was ich bei unserem ersten Treffen trug. Ich denke an dich, wann immer ich die Unterwäsche trage, die ich bei unserem letzten Treffen trug. Ich muss mich bremsen, nicht zu schreiben, wenn ich etwas erlebe, was dich interessieren würde. Wenn ich etwas sehe, was dich zum Lachen bringen würde. Ich wünschte wirklich, du wärst ein Arschloch. Ich wünschte du wärst ein schlechter Mensch und ich einfach naiv. Ich wünschte du hättest mich einfach gefickt, nur um mich zu ficken.

„Es soll nicht sein“, hast du gesagt. Doch du bist kein Typ für Floskeln. Und was sollte denn nicht sein? Du warst feige, verdammt zu feige, um irgendwas überhaupt sein zu lassen. Stattdessen hast du es ganz sein lassen. Wir waren nicht mal ein Paar, wir hatten kein einziges richtiges Date und doch hast du mich mehr bewegt, als kaum jemand zuvor. Ich weiß nicht, was ich für dich fühlte. Es konnte keine Liebe sein, denn wir hatten nicht die Chance, sie reifen zu lassen. Und doch, mein Gott, fühle ich mich jede verdammte Sekunde schmerzlich zu dir hingezogen, in der ich dir begegnen muss. In der ich nur an dich denken muss. Ich mag Schwächen an dir, die mich sonst verjagen würden. Und ich sehe Stärken in dir, die wahrscheinlich gar keine sind.

Es gibt Tage, da denke ich gar nicht an dich. Und es gibt Tage, da kann ich nichts anderes tun, als an dich zu denken. Es ist so dumm, so verdammt dumm, dich nie ganz loszuwerden. Ich weiß, wir haben keine Chance. Und doch will ich uns die Chance geben. Ich hab mich abgelenkt. Und ich habe mich der Sehnsucht gestellt. Doch egal, was ich versuche, immer mal wieder will ich dich bei mir, in mir. Ich weiß nicht, ob der Grund, dass ich mich für Neues verschließe, ist, dass ich dich nicht vergessen kann. Oder ob ich dich nicht vergessen kann, weil ich mich vor Neuem verschließe.

Ich wünsche mir, dass du das hier liest. Und ich will auf keinen Fall, dass du es tust. Weil ich will, dass du weißt, dass du mir immer noch wichtig bist. Und weil ich weiß, dass du dir Vorwürfe machst, dass du mir nie wehtun wolltest, dass du weinen wirst. Ich habe gesagt, dass ich dir von Herzen wünsche, dass du glücklich wirst. Und doch wünsche ich mir, dass wir glücklich werden. Du mit mir und ich mit dir. Wir mit uns. Und am Ende die Erkenntnis, dass es ein Uns niemals geben wird.

Du fehlst mir, obwohl du nie ganz da warst. Das wollte ich dir nur noch sagen.

 

Foto: "Lena Sch." / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)

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