Ein Jahresende in zwei Akten

Akt 1: Nachbericht Weihnachten

So. Da war es nun. Das erste Weihnachten mit der Familie – also, mit der Familie meines Freundes. Heilig Abend war ich wie geplant bei meinen Eltern. Nagut, fast wie geplant. Nachdem ich über eine Stunde am Bahnhof stand und bereits kurz vor einem bis fünf Heul- und/oder Kreisch-Anfällen war, weil aufgrund irgendwelcher Stellwerkprobleme KEINE Züge mehr fuhren… mein Vater mir schon ein über  100€ teures Taxi bezahlen wollte, was ich nicht annehmen wollte, woraufhin er sauer wurde… ich dann ewig in der Info-Schlange wartete und kurz bevor ich dran war die Durchsage kam, dass die Züge laaangsam wieder anfahren würden… ich dann in einem völlig überfüllten Zug  stand – rechts neben mir eine Großfamilie mit Migrationshintergrund sowie zwei Teppichen und drölf Tüten mit Gedöns drin, links neben mir ein Paar mit Kinderwagen aus augenscheinlich niederem Einkommensverhältnissen, mit 5,0er Bier und Teddyfelljacke mit Ohren am Oberkörper des weiblichen Teils des Paares… Ja, dann war ich irgendwann „wie geplant“ bei meinen Eltern.

Nach Mutter-und-Tochter-gehen-in-die-Kirche-und-singen-Weihnachtslieder-auf-dem Rückweg und Vater-und-Tochter-kochen-einvernehmlich-lecker-Schmackofatz gab es die Fütterung der Raubtiere, Bescherung und Chillung. Das Übliche. Am 1. Weihnachtstag das gleiche in ähnlich üblich mit meiner Tante, einziger Unterschied: Mein Freund war dabei. Dem hatte ich zuvor mitgeteilt, dass er meiner Mutter doch einen großen Plüschhund mit Sonnenbrille schenken könne, der Weihnachtslieder singend mit den Ohren schlackert und dem Pöschi wackelt. Er fand die Idee so semi, doch es stellte sich natürlich heraus: Meine Mutter fuhr voll drauf ab, das Ding dudelte den gan-zen Abend. Jackpot. In gewisser Weise.

Kleine family action zu ende. Die richtige action sollte noch folgen. Nordfriesland – here we go!

Szene 1: Ankommen bei Mama-von-Freund und den dazugehörigen nahestehenden Familienmitgliedern einschließlich meiner Lieblings-Fünfjährigen. Erste Amtshandlung: Inliner Laufen bzw. Spazieren gehen.

Szene 2: Weiterfahrt zu Kaffee und Kuchen mit den Menschen von „Szene 1“ zu den Urgroßeltern meiner Lieblings-Fünfjährigen samt einigen Tanten und Onkel. Hier wurde ich Augenzeugin eines Rituals wie es Meike auf ihrem Blog GOOD NEWS EVERY DAY mit dem Artikel „Von der Kunst Nordfriese zu sein“ beschreibt: Torten wanderten im Uhrzeigersinn um den Tisch und jeder nahm sich bis er mindestens drei Stücke auf seinem Teller hatte. Das ganze wiederholte sich ungefähr dreimal. Meine 12 Muffins waren natürlich zu wenige für alle. Nächstes Mal dann 24. Mindestens.

Szene 3: Der Versuch Oma Nr. 1 zu besuchen scheiterte an ihrer Nichtanwesenheit. Stattdessen gaben wir Blume und Muffin, die wir als Geschenk dabei hatten bei der Nachbarin ab, welche sich als die Cousine meines Freundes entpuppte. Muss ich erwähnen, dass alle Beteiligten ab Szene 3 keine Ahnung von unserem Besuch hatten?!

Szene 4: Oma Nr. 2 war anwesend, hatte noch Besuch und auch für ungefähr acht weitere Leute eingedeckt. Kann ja sein, dass jemand zufällig vorbei kommt. „Hallo!“ Mit am Tisch saßen nun weitere Tanten und ein Onkel. Letzteren trafen wir schon mittags beim Spazieren gehen, wo man sowieso jeden, dem man begegnete kannte, „Frohe Weihnachten!“ wünschte und gegebenenfalls Smalltalk hielt.

Szene 5: Nein, nun folgt nicht Oma Nr. 3, sondern der Vater meines Freundes, der wider erwarten auch ein wenig Sabbelwasser getrunken hatte und bei dem wir noch ein Bierchen verköstigten.

Szene 6: Mittlerweile war es schon wieder Abend – bummelig 20h – und wir trafen wieder im Bühnenbild aus Szene 1 ein. Dort gab es zu all den anderen ersten Malen an diesen Tagen für mich nun auch zum ersten Mal Reh. *omnomnom* Auch an diesem Essenstisch wiederholte sich das Geschehen aus Szene 2. Nein, man reicht nicht nur Kuchen rum, auch Kroketten und Bohnen wandern im Uhrzeigersinn.

Nach dem Essen erfolgte ein letzter Versuch meiner Lieblings-Fünfjährigen, mich dazu zu überreden nicht doch über Nacht zu bleiben „Gute Nacht Tanja, träum was Schönes hier bei uns!“ Ich hätte ja am liebsten gesagt „Okay, na, klar… ich hüpf mit dir auf dein neues Hochbett!“, aber nein, Tanja… sei die Erwachsene, sei die Erwachsene! „Danke, du natürlich auch! Aber ich werde bei mir Zuhause schön träumen!

Einzig ein wenig unangenehm war mir, dass ich an fast jeder Station auch ein Geschenk, einen Umschlag oder eine Naschitüte bekommen habe. Gut, ich hatte Muffins dabei und für die acht engsten Verwandten auch je eine Kleinigkeit… herrje, so viel Trubel kennt meine kleine Familie nicht. Aber es war sehr schön und ich freue mich auf unendlich viele weitere Weihnachtsfeiern und Feste jeglicher Art. Vielleicht das nächste Mal mit „Pötten“? Und an Silvester gibt es da auch so eine komische Tradition: Rummelpott.


Akt 2: Überbewertete Jahreswenden klassisch gestalten / Vorsätze sind Müll

Apropos Silvester. Das wartet ja bekanntlich auch um der Ecke. Nachdem diese überbewertete Feierlichkeit für mich im letzten Jahr ein völliger Reinfall war, da ich doch bloß mit meinen Mädels zusammen sein wollte – nicht mehr und nicht weniger – die dann alle doch plötzlich bei ihrem Freund rumlungern wollten und ich mit einer Freundin übrig blieb, auf einer öden WG Party landete und niemand meine Berliner haben wollte, die ich dann fremden Menschen auf der „Partymeile“ schenkte… ja, nach dieser Erfahrung wollte ich es dieses Jahr nochmal versuchen, bitte nichts planen und „Heiliger Bimbam, können wir BITTE nur alle zusammen chillen, Dinner for One gucken, Raclette und Berliner essen und Bleigießen machen, ja? ja? ja?“ Bisher sieht es so als würde dies klappen. *wuuusaaa* [Und nagut, dieses Jahr sind wir dann fast alle mit Partner. Ob das den großen Unterschied macht? Ohwe. Ich bin ein Teil des Dilemmas.]

Der Klassiker. Mehr will ich gar nicht. Wieso Altbewehrtes umwerfen? Dazu gehören natürlich auch „Gute Vorsätze“ doch: Ich glaube nicht an Vorsätze.

Ich habe viele Jahre meines Lebens so gelebt, wie ich dachte, dass dadurch etwas Gutes bei rauskommt. Mir jedes Jahr Vorsätze gemacht und jedes Jahr gedacht „Dieses Jahr wirst du wirklich endlich nicht mehr Single sein!“ oder „Jetzt nimmst du endlich 10kg ab und machst mehr Sport!“, aber Leute, ich sag euch: So wird das nix! Ihr müsst es wirklich wollen. Egal was. Und wenn ihr euch zum Jahreswechsel noch so sehr vornehmt, nicht mehr zu rauchen, so wird das nichts. Dieses berühmte „Ab-nächsten-Montag-fang-ich-an-und-dann-wird-alles-anders“ läuft so nicht. Wenn man abnehmen will, klappt das auch ab Mittwoch, wenn man das Rauchen aufhören will, klappt das auch im Juli. Also, schmeißt alle Neujahrsvorsätze über Bord und macht euch lieber Langzeit-Ziele. Macht euch nicht verrückt, wenn das im Januar nicht funktioniert. Scheißt drauf. Rückschläge gibt es immer, aber das schlimme daran ist es, sich davon komplett zurückwerfen zu lassen. Dann isst man eben mal ein Stück Torte, raucht eine Zigarette, hat einen One-Night-Stand oder macht den Abwasch doch wieder eine Woche nicht. Das spielt alles keine Rolle, solange man das große Ganze im Auge behält und sich wieder aufrappelt. Boo-yah, Kinder!!

Schafft euch euer eigenes neues Jahr und beginnt das zu leben, was ihr wollt und wie ihr wollt, wann ihr wollt!

 

Ein letztes Mal 2014:
Tüddelü.
Eure Tänne

…es war schön mit euch. Bis nächstes Jahr. <3

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