Friendship.

„Und wenn es mal brenzlig wird, denke einfach an unsere Freundschaft. Denn die hat Bestand für die Ewigkeit.“ So endete vor einigen Jahren ein Text im Abibuch, den ich für eine meiner besten Freundinnen schrieb. Eine meiner ehemals besten Freundinnen. Ich war davon überzeugt, dass eine Freundschaft wirklich bis in die Ewigkeit besteht, wenn man auf das zweite gemeinsame Jahrzehnt zusteuert.

Heute weiß ich nicht mehr, ob es so etwas gibt. Freundschaft für die Ewigkeit. Das bedeutet keineswegs, dass ich nicht an wahre Freundschaft glaube. Aber ich glaube, dass sich die Lebensumstände, die Lebenswege und damit auch man selbst sich einfach manchmal ändern. Und damit auch eine Freundschaft erschweren, die mal so leicht und selbstverständlich schien.

Zu Schulzeiten und gerade zu Kindertagen hatte ich viele Freunde. Man hat sich einfach jeden Tag gesehen, kannte sich damit einhergehend sehr gut, hatte allein durch die ganze Schulthematik immer Gesprächsthemen und war miteinander verbunden. Je älter ich wurde, desto größer wurde der Freundeskreis außerhalb der Schule. In der Zeit zwischen Kindheit und Erwachsenwerden war es cool, so viele Leute wie möglich zu kennen – man schickte sich mit zig Mädels SMS hin und her, wie toll man sich fände, ließ harmonische Fotos auf Partys miteinander schießen und gaukelte sich tiefgründige und ewige Freundschaft vor. Wie viel davon übrig blieb, zeigte sich spätestens dann, wenn das Leben nicht mehr rosarot und alles super war und man Menschen an seiner Seite brauchte, die sich nicht nur mit einem schmückten. Oder zumindest ihre Kontaktliste.

Die für mich manchmal traurige Wahrheit ist, dass die meisten Schulfreundschaften der Realität nach der Schulzeit kaum Stand halten konnten. Ausbildung, Studium, neuer Wohnort, neue Leute und wenig Zeit. Dies alles sind Faktoren, die eine Freundschaft nicht nur erschweren, sondern manchmal auch verschwinden lassen können. Außerdem habe ich mich verändert, das tun wohl die meisten Leute, wenn sie ins „wahre“ Leben starten.

Trotz allem frage ich mich dann manchmal auch, ob das, was ich für wahre Freundschaft hielt, überhaupt eine wahre Freundschaft war, wenn sie es doch nicht geschafft hat, den Sprung in einen neuen Lebensabschnitt zu überstehen. Darauf finde ich einfach keine Antwort. Ist es richtig, eine teilweise unglaublich intime und enge zwischenmenschliche Beziehung in Frage zu stellen, nur weil sie jetzt nicht mehr existiert? Nicht selten klopft die Erinnerung an solche eingeschlafenen Freundschaften an und schmerzt. Und dann frage ich mich, ob man nicht einfach einen Schritt zurück wagen sollte.

Meine längste Freundschaft besteht nun seit 15 Jahren. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass diese Freundschaft jede Phase meines Lebens, egal wie leicht oder schwer, mitgemacht und überstanden hat und daran noch gereift ist. Und wenn es doch hier auch funktioniert hat, warum hat es dann bei anderen nicht geklappt?

Heute kann ich die Anzahl meiner wirklichen Freunde an einigen wenigen Fingern abzählen. Einige davon kenne ich noch nicht einmal ein Jahr, andere schon ein Jahrzehnt. Aber heute weiß ich, auf wen ich uneingeschränkt und immer zählen kann. Und frage mich doch – ist dies wirklich Gewissheit? Oder gehört es einfach zum Leben dazu, dass Freunde kommen und gehen, dass einige einen nur für einen kurzen Lebensabschnitt begleiten, ohne dass diese Tatsache etwas über die Qualität einer Freundschaft auszusagen vermag? Was auch immer die Antwort sein mag, zeigt es doch eines. Wir sollten jeden einzelnen Moment mit unseren Lieben genießen, denn wenn eine gute Freundschaft eines nicht ist, dann das: selbstverständlich.

Titelbild: Franziska Maxi Müller / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by)   

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