“Komm rein, meine Mitbewohner machen sich gerade schon hübsch für dich!”
Zögerlich trat ich in den Flur der Wohnung und überlegte verwirrt, ob ich mit dem Typen vor mir oder mit seiner WG ein Date ausgemacht hatte.
Diese Frage würde sich leider durch den ganzen Abend ziehen…
Noch optimistisch saß ich mit ihm, meinem (eigentlichen) Date und seinen zwei Mitbewohnern am Küchentisch und versuchte, seine Aufmerksamkeit durch einen beinahe hypnotischen Blick auf mich zu lenken. Ich, in mein Lieblingsparfum und mein Lieblingskleid gehüllt, starrte zu ihm, übte den schönsten Augenaufschlag, warf mein Haar nach hinten und blickte… auf seinen Rücken, da er gerade aus der Küche in sein Zimmer stürmte, um… keine Ahnung, weshalb. Ich blieb mit seinen Mitbewohnern zurück.
Als es an der Tür klingelte und noch mehr Leute eintrudelten (unter anderem seine Ex-Freundin, wie mir später erzählt wurde), war klar: Optimismus war mal wieder vollkommen unangebracht. Ganze elf Worte hatte Mister Date mit mir gewechselt (und wer jetzt den Begrüßungssatz mal kurz durchzählt, weiß, wie ausgeprägt unsere Konversation war) und anschließend eindrucksvoll sein Desinteresse demonstriert.
Während ich mich also betrank und einer seiner Mitbewohner mir die beste Rückenmassage meines Lebens verpasste, stellte ich mir nur eine Frage: Warum?!
Und diese war nicht an ihn gerichtet, auch wenn ich an ihn rein theoretisch einige Warum-Fragen hätte stellen können, wie beispielsweise “Warum lädst du mich zu dir ein, wenn du offensichtlich keine Lust auf mich hast?” oder “Warum bist du so ein unhöflicher Gastgeber? Wurdest du als Baby fallen gelassen?”.
Dennoch richtete sich das Warum an mich: Myri, warum tust du dir sowas an? Warum hast du nach all den miesen Dates noch immer einen Restfunken Hoffnung? Und warum in aller Welt hast du dir DAFÜR die Beine rasiert?!
Auch wenn ich ganze zwei Tage mit mir selber wegen dieser Fehlentscheidung mit mir schmollte (ich hätte an diesem Abend lesen können, mein Beinhaar streicheln, an der Donau entlang spazieren, mich gut in meiner Haut fühlen können, anstatt mich vom Urteil eines Mannes abhängig zu machen!), kam ich letzten Endes zum Waffenstillstand mit mir selber:
Warum der Restfunken Hoffnung? Weil es wundervoll hätte werden können. Und wer weiß, wie wundervoll es sein kann, wenn man der anderen Person in die Augen guckt und denkt, dass man gerade die nächsten 50 Jahre seines Lebens sieht, der weiß, dass dieser Restfunken Hoffnung gerechtfertigt ist. Egal, wie lange man hoffen muss.
Titelbild via splitshire.com (CC0)
Katrin
So eine Ex-Situation hatte ich auch schonmal. :D Ein Typ hatte mich zum Vortrinken in die WG zweier Freundinnen mitgenommen und wir wussten alle nicht so recht, ob wir grad als Freunde hier sind oder als Date. Das war schon relativ awkward, und dann kam plötzlich seine Ex-Freundin ins Zimmer gewirbelt. Blond, extrovertiert, laut, sowohl innerlich als auch äußerlich komplett anders als ich. Habs dann ähnlich gelöst wie du und einfach tiefer in mein Glas geschaut..