Das letzte Jahr war… nunja, sagen wir turbulent. Menschen traten in mein Leben, sahen sich um und gingen wieder, andere kamen, sahen und siegten und nahmen alles, was ich hatte, andere kamen, um zu bleiben.
Da die wichtigste Beziehung jedoch immer die mit einem selbst ist, habe ich mir für das neue Jahr vorgenommen, eine Diät zu machen, die diese Beziehung straffen und aufhübschen soll.
Nur 1 Portion Wut pro Woche.
Ich bin ein Mensch, der sich aufregen kann, als gäbe es einen Preis dafür.
Ich stampfe mit dem Fuß auf den Boden, ich verfluche Gott und die Welt, ich hebe die Nase himmelhoch, meine Augen funkeln auf einmal giftgrün, gesäumt von zornverzogenen Augenbrauen und ich zische Beleidigungen, die sich zielgenau auf die Gegend unterhalb der Gürtellinie richten.
Bis vor kurzem mochte ich diese Wut, denn immerhin ist sie lebendig, laut und motivierend. Solange ich schreie, wenn mir etwas nicht passt, bin ich noch am Leben, bin noch nicht resigniert, habe noch nicht aufgegeben, etwas verändern zu wollen.
Nur eines ist mir 2014 klar geworden: Ich sollte nicht meine Stimme erheben. Ich sollte mein Argument verbessern.
100 Tage Liebes-Cleanse.
Da 2014 bei mir mit Liebeskummer gestartet hat, waren die folgenden Monate gefüllt mit emotionaler Abhängigkeit, Einsamkeit, belanglosen Affären und gefühlsleeren Knutschereien, zwanghafter Ego-Pusherei und dem Ausnutzen anderer Menschen.
Als würden Schmerzen von einem zum nächsten weitergegeben, wie ein herzloser Kettenbrief des Sadismus, so habe ich meine Taten legitimiert. Ich bin verletzt, ich darf verletzen und mir nehmen, was ich will.
Um 2015 wieder herzwärmer und liebevoller werden zu lassen, reinige ich mich 100 Tage von sämtlichen zwischenmenschlichen Sinnlosigkeiten – kein betrunkenes Rummachen in der Pratersauna mit Menschen, deren Namen ich nicht kenne, kein masochistischer Sex, kein Flirten mit Leuten, die ich nicht leiden kann und nur für mein Ego benutze.
100 Tage nur ich.
Titelbild by Kelley Bozarth via Unsplash.com (CC0)