I proudly present…myself.

Als ich mich damals bei SchülerVZ anmeldete, da war ich glaube ich 15. Und ich wusste lange Zeit nicht mal, was SchülerVZ überhaupt sein sollte. Ein Freund erzählte mir, er würde mich mal „einladen“, woraufhin ich die ganze Geschichte erst einmal für irgendeine Veranstaltung hielt. Was soziale Netzwerke angeht, war ich tatsächlich immer ein kleiner Nachzügler. Den Weg zu Facebook, geschweige denn zu Instagram fand ich noch wesentlich später.

Pia_vNun gut, mitten in der Pubertät also nicht nur der erste Kuss, der erste Sex, der erste Freund und der erste Liebeskummer, sondern auch das erste Social Network. Auch ich lud dort natürlich fleißig das ein oder andere Foto hoch, total cool mit irgendwelchen Programmen bearbeitet, von denen heute niemand mehr weiß, wie sie überhaupt hießen. Damals allerdings war es auch noch mindestens genauso spannend, was man in seinem Profil über sich schrieb – alle tollen Freundinnen fanden natürlich extra Erwähnung und man schrieb sich gegenseitig so unglaublich und unfassbar lustige und spannende Dinge auf die Pinnwand, dass es kaum auszuhalten war. Je mehr Kommentare ein Foto erhielt, desto besser – jaja, Gefällt mir-Angaben und Kommentare, welch unglaubliche Anerkennung…

Dies als kleiner Prolog… Was ich nämlich wirklich nie tat, nicht mit 15 und auch nicht mit 20 und auch nicht jetzt: Ich habe nie und kein einziges Mal ein Foto von mir gepostet, dass der ganzen Welt, zumindest der Online-Welt, präsentierte, wie ich nackt aussehe. Oder aussah. Wie ich darauf komme? Grade ist Prüfungsphase. In der Prüfungsphase soll man lernen. Und da kommt natürlich jede kleinste Ablenkung gelegen. Also habe ich mal ein paar, z.T. sogar gänzlich fremde, Facebook- und Instagramprofile durchstöbert. Nunja was soll ich sagen? Da sah ich teilweise mehr nackte Haut als während eines gesamten Saunagangs. Leute?! Ja, ich gebe zu, würde ich heute das Profil der 15-jährigen Pia nochmal ansehen, ich würde sicher mehr als einmal gewaltig mit dem Kopf schütteln. Hier und da mal ein komischer Post oder ein überschminktes Foto, okay. Aber über 1000 Poserfotos von Möchtegernbodybuildern mit Sixpack nur in Boxershorts schüttle ich schon nicht mehr nur den Kopf, darüber mache ich schon große Augen. Und zwar nicht vor Anerkennung, sondern vor Entsetzen. Wenn mich danach auch noch der entblößte Hintern einer 18-jährigen quasi durch meinen Laptop anspringt und ich das Exemplar danach auch nochmal von Vorne sehen kann, in Ministring und nur den Arm um die Brüste gelegt, ja, da fehlen dann sogar mir die Worte. Egal, wie toll trainiert ein Körper ist, egal, wie viel Arbeit darin steckt, egal, wie schön es aussehen mag – muss das jeder sehen? Das Internet vergisst nicht. Auch in zehn Jahren werden diese Bilder noch da sein, während viele sich bei der Fülle an Selbstdarstellungen wahrscheinlich schon in zwei Wochen nicht mehr an ihr letztes Selbstporträt erinnern können. Und innerhalb dieser zehn Jahre wurden diese Bilder wahrscheinlich von mehr Leuten angesehen, als wir alle je persönlich kennengelernt haben.

Nennt mich prüde, nennt mich spießig, aber dafür fehlt mir jegliches Verständnis. Viele der Fotos wurden von echt schönen Mädels gepostet, nicht wenige davon wirklich (eigentlich) richtig intelligent. Aber bitte, vergesst doch mal ein wenig diese Online-Welt… Wem nützt denn diese Form solch wirklich fragwürdigen „Anerkennung“? Den Körper toll in Szene gesetzt, hunderte Likes und dafür hat fast jeder  ihn/sie schon einmal (halb-)nackt gesehen.

Natürlich, mal ein hübsches Selfie, mal ein mehr oder weniger spannender Post, auch ich tue das. Wer soziale Netzwerke nutzt, tut dies ja auch, um sein Umfeld irgendwie an seiner Entwicklung und seinem Leben (mehr oder weniger) teilhaben zu lassen. Das alles ist ja auch okay, dafür sind sie ja auch da. Aber ich glaube, es kann niemals schaden, über jeden Post vorher noch einmal nachzudenken. Es ist ja mehr als legitim, stolz auf sich und sein Äußeres zu sein. Aber noch mehr Stolz ist es doch wert, dass nicht JEDER Einblicke und Ausblicke auf mich und mein Leben erhält. Und vor allem, dass mich die Menschen anerkennen, die mir in der Realität begegnen und wichtig sind. Nicht die, die mich virtuell beurteilen.

 

Titelbild via jeshoots.com (CC0)

2 Comments

  • Februar 4, 2015

    Rob

    Wer hat dich denn dazu gezwungen, fremde Facebook- und Instagramprofile zu durchstöbern und zu beurteilen, ob die Menschen mit dir genehmen Fotos zu ihren Like- und Followerzahlen zu gekommen sind? Und selbst wenn, wo ist das Problem, wenn sie sich gut dabei fühlen? Mir ist ein Selfie mit Filter auf Instagram immer noch lieber als jedes künstlich in Photoshop erzeugte Model aus der Werbung.

    Und was hat Intelligenz mit der Selbstdarstellung auf Facebook und Instagram zu tun? Ist man deiner Ansicht nach dümmer, wenn man nackte Haut im Internet zeigt?

  • Februar 4, 2015

    Pia

    Hallo Rob!
    Natürlich hat mich niemand dazu gezwungen. Nenn mich gern übervorsichtig, aber den Großteil meiner Bilder kann eben gar nicht erst jeder betrachten – dies ist aber selbstverständlich eine individuelle Entscheidung.
    Und bei weitem würde ich es nicht wagen, irgendjemanden als ‘dümmer’ zu betiteln. Ich bin, wie gesagt, lediglich der Meinung, dass man gerade in Anbetracht der Diskussionen, die Facebooks Verwendung unserer Daten immer wieder nach sich zieht, vorsichtig sein sollte, was man von sich zeigt.
    Für mich persönlich beginnt diese Obacht spätestens bei Nacktfotos, denn es ist nunmal überhaupt keine Schwierigkeit mehr, irgendein Foto von Facebook mit einem einzigen Klick zu speichern und danach damit anzustellen, wonach immer einem ist. Wenn einem diese Tatsache mit all ihren möglichen Konsequenzen bewusst ist, dann ist das auch okay. Aber ich denke, diese Diskussion würde es nicht geben, wenn sich wirklich alle darüber im Klaren wären. wie gesagt, das ist meine individuelle Meinung und Entscheidung, weil es für mich eben immer noch etwas Besonderes ist, mich jemandem nackt zu zeigen und zu wissen, dass nicht jeder mit Bildern von mir machen kann, Was er möchte.

    Viele Grüße
    Pia