Tänne sagt: “Suhlt euch mehr in eurem Glück!”

Scheiße, ist das echt so? Kaum ist man vergeben und so Friede-Freude-Eierkuchen-mäßig happy drauf, vergisst man, dass man Partyluder, Baumumarmer, Sportskanone und allzeit bereit zu allen Schandtaten ist? Bah.


Eine meiner Grundschulfreundinnen hat mich zu Teenager-Zeiten immer aufgezogen. Sie war so gut wie immer vergeben – Tänne natürlich nicht. Tänne hat sich immer gewehrt gegen dieses Pärchen-Dasein. Niemals wollte ich so sein. Noch immer höre ich die Worte besagter Freundin in meinem Gedächtnis nachhallen: “Irgendwann wirst du auch so kitschig, glaub mir! Es führt kein Weg daran vorbei.” Bah.
 

Jetzt – bestimmt 15 Jahre später – führe ich meine derzeit am längsten bestehende Beziehung. 1 Jahr 3 Monate 23 Tage. Und ich bin so widerwärtig ramontisch.
 

Wenn man glücklich ist, verspürt man aus irgendeinem Grund nicht so sehr das Verlangen, etwas Sinnvolles zu tun… seine Worte in die Welt zu tragen und die Welt stetig zu verbessern. Man ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt und damit, die schöne Zeit zu genießen, bevor sie verfliegt. Statt diese vielleicht mal zu notieren und sich zur Abwechslung mal in etwas Positivem zu suhlen.
 

Suhlen. Das sagt ja bereits das Wort an sich: Man suhlt sich lieber in Dreck, Schlamm und fiesen Gedanken. Das lässt sich viel länger auskosten als ein schöner Tag am Meer… Aus irgendeinen Grund, kann man die Trauer viel länger mit sich rumschleppen als das Glück. Aber wieso? Wieso ist Glück eher ein kurzlebiger Moment, der schnell verfliegt? Und Trauer ein langlebiges Gefühl, dass einen nie wieder loslässt?
 

Warum nicht lieber in etwas Schönem suhlen? Für immer davon schwärmen, wie schön die Liebe doch ist und wie sehr man es genießt, mit seinem Partner zusammen zu sein? Blicke, die einander bereits ausziehen und Gedanken, die immer bei dem anderen sind. Ihr merkt schon: Bah.
 

Das will kein Schwein lesen! Der Mensch an sich fühlt sich eher abgeholt, wenn er liest und hört, dass es anderen auch schlecht geht. Wenn man merkt, man ist nicht der Einzige mit Problemen und dass Lieschen Müller auch ans Bein gekackt wird. Der Mensch ist von Natur aus neidisch. Also verachtet man glückliche Menschen eher als dass man sich für sie freut. Insgeheim möchte man dann sein wie sie, haben was sie haben… aber lass mal lieber nicht zugeben.
 

“Mir geht’s nicht besser, wenn ich Leute seh’ den’s schlechter geht,

doch mir geht’s schlechter, wenn ich Leute seh’ den’s besser geht…”
(Samy Deluxe – Sowieso schwer)
 

Es ist also im Prinzip nur eine Sache von Angebot und Nachfrage. Die Leute wollen Trauer, Schmerz und Probleme. Die Leute bekommen Trauer, Schmerz und Probleme. Die Schreiberlinge finden einen Sinn in ihrem Leben und die Lesenden fühlen sich verstanden. Und alle so Friede-Freude-Eierkuchen-mäßig happy drauf.

 


Tüddelü.
Eure Tänne

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