Überzeugter Single – Überzeugung oder Selbstbetrug?

„Und, hast du einen Freund?“  – „Nee, bloß nicht. Überzeugter Single!“ So oder so ähnlich höre ich oft Antworten auf die manchmal nervige Frage nach dem Beziehungsstatus. Und frage mich dann immer wieder, was es eigentlich heißt, überzeugter Single zu sein. Will frau absolut keinen Freund? Sich nicht einschränken, frei sein? Sich austoben? Oder sich einfach nur vor einer Enttäuschung beschützen?

Offen gestanden, auch ich habe diese Antwort schon mal gegeben. Es ist halt einfach, weil es jeglichem Mitleid vorbeugt. Weil ich damit sage, dass es mich gar nicht stört und es ja sooo viel unkomplizierter ist als Single. Weil ich eigenständig bin und mich bewusst entschieden habe, jeder Emotionalität zu trotzen. Und trotzdem: Ich habe sie gleich danach hinterfragt. Ich bin definitiv glücklich als Single. Ich mag es, zu flirten, meinen Tag nur nach mir und meinen Bedürfnissen auszurichten und mich (noch) nicht festlegen zu müssen. Und ja, solange ich mein Herz niemandem schenke, kann es auch nicht nochmal gebrochen werden. Aber wenn ich sage, dass ich deshalb aus Überzeugung lieber „alleine“ bleibe, dann ist das schlicht gelogen. So eine Entscheidung trifft man selten dauerhaft einfach so. Ich glaube an Schicksal und ich glaube an die Liebe. Und ich glaube, dass ich noch so überzeugt von meinem Singleleben sein kann – wenn Amor kommt und mit seinem Pfeil auf mich zielt, dann hab ich die Gründe meines überzeugten Singeldaseins schneller vergessen als ich vor Amors Pfeil Reiß aus nehmen kann. Man bzw. frau kann sich damit also ganz gut selbst belügen. Und das Umfeld gleich mit. Denn es ist natürlich leichter, sich einzureden, seine Gefühle völlig im Griff zu haben oder noch besser, gar nicht erst welche zu haben, als sich einzugestehen, dass man sich auch manchmal nach so etwas wie Liebe, Emotionen und Beziehung sehnt. Nur manchmal. Ganz selten ;)

Doch ich bin mir sicher, es gibt sie, die überzeugten Singles. Solche, die eine schusssichere Weste gegen Amor tragen und Gefühle wirklich nicht zulassen wollen. Oder können. Warum auch immer. Vielleicht, weil sie wirklich mal so sehr verletzt wurden, dass sie sich ein solches Leid ein zweites Mal ersparen wollen. Oder solche, die einfach keine Beziehung führen wollen, weil sie sich nicht festlegen können und nicht selbst zu jemand werden wollen, der andere verletzt oder hintergeht. Aber meist ist diese Überzeugung wohl eher temporär – das sei zumindest zu hoffen.

Wie auch immer, wie wir alle wissen, ist Glück relativ. Und wenn es uns glücklich macht, aus Überzeugung Single zu sein, dann sind wir eben aus Überzeugung Single. Auch Überzeugungen ändern sich schließlich. Und auch wenn das jetzt kitschig und abgedroschen klingt und viele (vor allem männliche) Leser jetzt die Augen verdrehen: Wir sollten nicht aufhören, an die Liebe zu glauben. An unsere ganz persönliche, romantische Disney-Lovestory mit allem Drum und Dran. An die Liebe, die uns auf die Frage „Bist du eigentlich Single?“ ganz selbstsicher antworten lässt: „Nee, bloß nicht! Überzeugt vergeben!“

Überzeugte Singles unter euch? Wenn ja, warum? :)

Foto: Benjamin Eichler / www.jugendfotos.de

5 Comments

  • April 2, 2014

    Anne

    Also ich kann das gut verstehen… Ich glaube ich bin meistens auch ein überzeugter Single! Man kann ja durchaus auch zwischendurch mal überprüfen ob man noch so überzeugt ist oder auch mal in der Intensität der Überzeugung ein bisschen schwanken :)
    Vermutlich ist es einfach der Optimalfall wenn man von dem was man tut überzeugt ist und glücklich damit ist, aber das Leben wäre ja auch langweilig wenn man immer bekommt was man möchte, oder?
    Demnach gehört es vielleicht ja auch mal dazu ein nicht so überzeugter Single zu sein – hauptsache dieser Zustand ändert sich wieder! Entweder in den überzeugten Single oder in überzeugt vergeben ;)

  • Mai 25, 2014

    IlvyNikita

    Ob Single oder Glücklich vergeben, das sollte jeder für sich selbst entscheiden. Und nicht wie viele denken es muss so sein!!! Oder da ja die meisten Menschen das Bedürfnis haben nicht allein zu sein und oft nicht allein sein können und deswegen so schnell wie möglich wieder in eine neue Beziehung flüchten sehe ich das als Zwang an.

    Unsere Gesellschaft zwingt dich regelrecht in eine Beziehung, weil das ja jeder so macht. Ohne Partner wirst du nicht wirklich akzeptiert und respektiert. Oft wird man als Sexobjekt gesehen und dem entsprechend behandelt. Obwohl das lächerlich ist.

    Ist man verpflichtet in einer Beziehung zu leben? Wer sagt denn, dass es nicht anders geht? Und warum kann sich niemand vorstellen, dass es auch Menschen gibt, die gern allein sind und sich dabei nicht einsam fühlen.

    Es liegt an jedem selbst, wie er mit seinem Leben zu Recht kommt!

    Die größten Fehler sind, sich abhängig von anderen zu machen und Menschen (besonders den Partner) als Besitz zu sehen.

    Wichtig wäre es, dass alle Menschen in der Lage wären, auch alleine zu Recht zu kommen. Wenn man sich abhängig macht, oft ist es eine Abhängigkeit zwischen zwei Menschen, die einem auch später nachdem die Beziehung beendet ist oft in die nächste Beziehung zwängt.

    Die Frage ist nur, ob das der richtige Weg ist???

    Man ist verliebt, sehnt sich nach körperlicher Nähe und oft ist das sexuelle im Vordergrund. Und solange man ein gutes Gefühl dabei hat wird man auch nicht bemerken wie oft man in so einer Beziehung manipuliert wird und die irgendwann einschleichende Veränderung, die der Alltag nun mal mit sich bringt, die Beziehung in Frage stellt.

    Ich bin lieber arm und habe meinen Freiraum und genieße das Leben auf eine andere Art, die mir mehr gibt als eine Partnerschaft, in der ich nicht so sein darf wie ich wirklich bin. Ich brauche niemanden, der mir sagt wo es lang geht und was ich zu tun habe. Mich kann man nicht kaufen und beeinflussen. Ich bin in der Lage allein zu Recht zu kommen und dafür bin ich sehr dankbar!

    Wer mich und mein andersdenken akzeptiert und respektiert, dem werde ich im realen Leben eine aufrichtige Freundin sein und das ist mehr Wert als diese Falschheit und der Neid unter den Menschen.

  • Januar 21, 2015

    Cassy

    Dieser Artikel ist doch sehr anti-Single gefärbt. Ich bin ein echter überzeugter Single, weil ich mein Leben in Freiheit wie es ist liebe. Ich brauche niemanden, der meint, mich “beherrschen” oder mein Leben mitbestimmen zu müssen. Generell bin ich aber auch schon immer der Typ “Einsiedlerkrebs” gewesen, ich bin am liebsten für mich ganz alleine.

    An die Disney-Lovestory glauben? Haha – warum enden all diese Geschichten wohl genau da, wo sich die Liebenden endlich zusammentun??? Vom Alltag erzählt dann keiner mehr…

    Ist ja schön, wenn die Autorin ein Beziehungsmensch und damit glücklich ist – eine derartige Abwertung gegenüber Singles ist jedoch unnötig und unangebracht.

    • Januar 25, 2015

      Pia

      Hallo Cassy!

      Keineswegs bin ich ein Beziehungsmensch. Ich bin sogar mehrere Jahre Single und kann glaub ich mittlerweile besser allein sein als in einer Beziehung.

      Ich habe lediglich meine Gedanken zum Ausdruxk

      • Januar 25, 2015

        Pia

        Bringen wollen, dass ich trotzdem den Ausblick habe, irgendwann kein Single mehr zu sein und mich zu binden. Mein Augenmerk lag eher auf dem Wort ‘überzeugt’. Ich für mich bin glücklich als Single, aber Singlesein ist dennoch keine Überzeugung für mich.

        Vielleicht ist die Negativhaltung da falsch rübergekommen :)