Vergeben und vergessen?!

Seit Wochen, nein… seit Monaten schwirrt diese Headline in meinem Kopf. Die Inhalte durchwandern meine Synapsen und oft saß ich schon – wir nun auch wieder – vor einem leeren Dokument, um zu versuchen, meinen inneren Konflikt in Worte zu fassen.

Es war einmal, da hab ich sogar schon einen guten Kumpel zu diesem Thema befragt, damit ich auch ja keinen Stuss aus meiner Erinnerung wiedergebe. Doch irgendwie kam der Text nie zustande. Ich wollte es perfekt. Und wusste nicht wie. Nun fang ich einfach an.

Es gibt Männer, die vergessen dann und wann, dass sie vergeben sind. Dies äußert sich im harmlosen Fall stupide in einigen mehr oder weniger plumpen Flirtversuchen: Augenzwinkern, Taille “unauffällig” beim Reden betatschen und dem Versuch, wankend mit besoffenem Blick, dem Gegenüber noch in die Augen zu gucken. Voll schön.

Manchmal jedoch geht es weiter als das. Und in den meisten Fällen, erfährt die Frau erst dann von ihrem “Glück”, wenn es zu spät ist. Eine ganze Weile habe ich mich immer und immer wieder gefragt “Sind alle Männer so?!” Allein in meinem Freundeskreis existieren mehrere Männer von denen ich weiß, sie haben ihre (Ex-)Freundin betrogen und – neben mir selbst – sind auch viele meiner Mädels bereits an einen solchen Typ Mann geraten.

Ich fragte mich “Wenn mir meine Kumpels diese Stories einfach so erzählen… und ihre Freundinnen weiter im Dunkeln tappen…Werde ich auch irgendwann so eine Freundin sein? Die denkt, alles wäre dufte, während der Kerl rumhurt?!” Eine furchtbare Vorstellung. [Spoiler alert: Ich bin nicht so eine Freundin. Nicht alle Männer sind so.]

Eine gute Freundin beichtete mir mal nach einer Partynacht – in der ich alleine an der Bar saß und an meinem Bier nippte während ich sie beim angeflirtet werden beobachtete – dass der Typ (mit dem sie schlussendlich die Nacht verbrachte) vergeben war. Erzählte er mal eben so kurz nach dem Aufwachen. Sie fühlte sich dreckig, mies, benutzt. Völlig verständlich. Man mag über One Night Stands denken was man will, aber wenn es passiert, dann doch bitte nur, wenn alle frei zum vögeln… also, frei wie die Vögel sind.

Ihr erinnert euch doch sicher noch an meinem Post über Mr. Also-ich-bin-zwar-vergeben-aber-meine-Freundin-wäre-mit-einem-Dreier-einverstanden? Das war dann mal meine Erfahrung zu dem Thema.

Wieso zur Hölle können Männer für einen ganzen Abend oder gar für mehrere Abende ausblenden, dass sie eine Freundin Zuhause sitzen haben? Ich will ja nicht behaupten, Frauen wären alle Engel auf Erden, aber ganz ehrlich? Ich kenn keine einzige, die sowas je getan hat oder tun würde.

Kumpel A war zur Zeit seines Betrugs aufgrund eines Auslandssemesters in Spanien. Da mag der Grund noch dem anderen Land, dem heißen Wetter und den rassigen Frauen zuzuschreiben sein. Eine Erklärung geschweige denn eine Entschuldigung ist es nicht.

Ein härterer Fall ist Kumpel B. Nicht nur, dass er seine langjährige Freundin betrogen hatte, obwohl er sie liebte (& das glaube ich ihm). Nein, er war auch noch Wiederholungstäter. Und Sie wusste es. Ich halte mit meiner Meinung bekanntermaßen nicht hinterm Berg und so sagte ich ihm, dass ich ihn schon längst verlassen hätte. Woraufhin er entschlossen meinte “Mit dir hätte ich das auch nicht gemacht.” Oha. Tanja baff. Erlebt man nicht oft. Aber hey, es ließ mich einen Funken Hoffnung spüren, dass ich nicht “so eine Frau” werden würde.

Meine empirische Erhebung im Freundeskreis brachte also keine belastbaren Ergebnisse hervor. Einzelbeispiele. Puzzelteile aus denen man kein Motiv formen konnte. Kein MRT-Bild des Hirns, welches uns zeigt, dass ein Teil des Hirns aufhört zu arbeiten, sobald der Penis beginnt sich zu verfestigen.

Einschlägige Frauenmagazin erfinden Jahr für Jahr Gründe aus denen der Partner wohl fremdgeht. Unbefriedigte Sexualität, Langeweile, Einsamkeit, Marktwert testen…Herrje, sogar sich selbst finden und die Evolution werden als mögliche Gründe genannt.

Doch sagt uns all dies nicht, dass die Quintessenz im Grunde die ist, dass man erst die Richtige finden muss? Man braucht erst den richtigen Partner, um sesshaft und monogam zu werden? Mit dem richtigen Partner will ich meinen Marktwert doch nicht testen oder fühle mich einsam.

Ich möchte so naiv sein und glauben, dass dem so ist. Ich sehe immer das Positive und in jedem Menschen etwas Gutes. Am Ende will doch niemand alleine in seinem Ohrensessel vorm Kamin sitzen und die dicke, graue Katze streicheln. Jeden Tag. Man will jemanden an seiner Seite haben, der einem sagt “Friedbert, tu die Katze wech, wir gehen jetzt Tee trinken bei Kunigunde. Lecker Erdbeerkuchen hat die auch.” Oder?


Was meint ihr: Stirbt die Hoffnung zuletzt? Habt ihr auch schon mit dieser Art von Mann zu tun gehabt? Glaubt ihr an das Gute oder seid ihr eher der Meinung, wer einmal betrügt, der macht es immer wieder?


Tüddelü.
Eure Tänne
 

Titelbild: "jonathan köhler" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)

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