Der Sommer kommt, mit großen Schritten, beinahe schon bedrohlich. Je mehr die Temperaturen steigen, desto mehr sieht man sie wieder in freier Wildbahn: Pärchen. Das typische Pärchen hält seinen Winterschlaf in den eigenen vier Wänden, bei DVD Abenden und „mal ganz lecker was kochen und einen entspannten Abend zu zweit verbringen“. Doch jetzt tummeln sie sich wieder im Park, im Café, am Strand. Und reiben dem gemeinen Single immer wieder sehr deutlich unter die Nase: allein sein hat nicht nur Vorteile.
Sicherlich ist man auch im Winter nicht gerne alleine. Alleine über den Weihnachtsmarkt bummeln und Glühwein trinken macht nur bedingt Spaß – nämlich wenn man schon reichlich vom weinlastigen Heißgetränk intus hat. Mit Freunden hat man auch seine Freude an der Sache, endet aber meist nur am nächsten Tag mit schweren Kopfschmerzen. Schließlich sagt einem niemand „Schatz, ich denke du hattest genug.“ Leider hat man auch niemanden, der einem am Tag nach der Weihnachtsfeier liebevoll ein Glas Wasser mit einer Aspirin darin reicht. Das muss man schön alleine bewältigen. Auch Weihnachten an sich ist durch seinen Ruf als Fest der Liebe kein Geschenk (auch wenn man sich jenes ohne Partner hervorragend sparen kann). Heiligabend verbringt man bei den Eltern, die sich so wahnsinnig freuen und extra auch noch was ganz Besonderes besorgt haben. Immerhin haben die Geschwister ja alle jemanden, da gibt es noch ein kleines extra Geschenk. Nun, das ist bestimmt kein eindeutiger Nachteil, aber wer möchte schon Mitleid?
Dennoch ist es unumstritten: die bösartigste Jahreszeit für Singles kommt mit dem Frühlingsgefühl. Das umfasst dann um genau zu sein sowohl Frühling wie auch Sommer. Außerdem dazu gehört die Hochzeitssaison. Streng genommen besteht das Frühlingsgefühl also aus drei Jahreszeiten.
„Wir laden dich und deinen Partner herzlich ein“
Herzlich nein Danke. Denn wenn man dann zusagt, allerdings angibt ohne Anhang zu kommen, kann sich jeder kurz ausrechnen was passieren wird. Natürlich bekommt man einen weiteren Single am Platz zugewiesen. Wieder gibt es Mitleid, allerdings besser verpackt als das Schweizer Taschenmesser von Vati zu Weihnachten:
„Ihr würdet ja auch ganz toll zusammen passen! Vielleicht feiern wir im nächsten Jahr schon die nächste Hochzeit, ich würde mich so für euch freuen!“
Ja klar, der 1,70m kleine Cousin vom Bräutigam wird sicher die erste Wahl der 1,85m großen Schwester der besten Freundin der Braut sein. Grundsätzlich ist das eh ein großes Thema: ständig versucht die Umgebung einen zu verkuppeln. Man neigt dann schon dazu, Steckbriefe anzufertigen. Ganz präzise Angaben werden da gemacht, von der Haarfarbe, Körpergröße, Augenfarbe über Hobbies bis hin zum Lieblingsitaliener. Es soll ja nichts schief gehen. Immerhin möchte man ja auch mal wieder zu einem Pärchenabend eingeladen werden, ohne am „Katzentisch“ Platz nehmen zu müssen. Beim Ausflug in den Freizeitpark immer wieder als Kleiderständer her halten zu müssen, ist auch nicht die Erfüllung. Hat man allerdings einen Partner an seiner Seite hat, dann ist da immer jemand, der dazu verpflichtet ist Achterbahn mitzufahren. Und sich das Eis zu teilen, was direkt die Speckröllchen im Zaun halten würde. Es ist ja ganz logisch: wer schmeißt schon gerne Essen weg. Wenn ich nach der Hälfte meiner Pizza nicht mehr kann, kämpfe ich tapfer weiter und stopfe jede einzelne, gemeine, kleine Kalorie in mich hinein. Habe ich einen Freund an meiner Seite, kann ich mir gleich die Pizza teilen und es bleibt noch Platz für ein Dessert. Danach gibt es dann noch ein wenig Bettsport und schon ist man figurtechnisch wieder voll in der Spur.
Die Figur, das Essen, die Lebenshaltungskosten. Wer zu zweit lebt spart an vielen Stellen. Die Figur haben wir gerade schon abgearbeitet. Wer einmal allein gelebt hat, weiß auch genau, was es mit dem Essen auf sich hat: Es gibt alles in extra großen Familien-Spar-Paketen. Nur einen Bruchteil der Lebensmittel gibt es in Singlegrößen. Möchte ich mir im Supermarkt zum Beispiel nur ein wenig Ruccula für mein Caprese kaufen, muss ich die 250g Packung nehmen.Käse aus dem Kühltresen gibt es meist nicht unter 150g und Nudeln… Naja, die halten sich ja wenigstens lange. Doch nicht nur Lebensmittel schmälern des Singles Haushaltskasse. Was immer wieder ganz unangenehm ins Auge fällt, sind die exorbitant hohen Mieten für Single-Wohnungen. Man ist also alleine und wird dafür auch noch mit einer winzig kleinen Wohnung ohne Balkon und mit Mobildusche in der Küche bestraft. Als Single eine größere Wohnung anmieten?
„Das tut mir sehr leid. Aber das freundliche Pärchen ist finanziell ja doppelt abgesichert, das verstehen Sie hoffentlich.“
Klar, danke. Das sind wohl die Nachteile des Single-Lebens.
Foto: Deni Šimić / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)