Wann du fehlst.

girl staring at the sun

1. Bei jedem neuen Buch, dessen Seiten ich durch meine Finger gleiten lasse und dessen Duft ich in mir aufnehme und den ich dir am liebsten zeigen würde.

 

2. Jedes Mal, wenn ich nach Hause fahre und die schneebedeckten Gipfel der Alpen am Horizont auftauchen. Eisblau, von Wolkenfetzen umschwebt und von der Sonne auf ein Podest gestellt. Dein Name färbt selbst die Schneelandschaften warm.

 

3. Bei Familientreffen. Anscheinend wird Verdrängen vererbt, denn sie fragen noch jedes Mal unbeirrt und zweifellos nach dir, so wie mein Kopf es tut.

 

4. Wenn mich morgens noch pastellfarbene, lichtdurchflutete Traumbilder umgeben und ich dir von meinen Träumen erzählen, nein, dich am besten mit in sie ziehen will. Doch meist bist du eh schon da.

 

5. Wenn die Welt zu laut laut laut, zu schreiend und Trubeltrubeltrubel ist und es sich anfühlt, als würde ein Blutkörperchen nach den anderen in meinem dünnhäutigen Körper zerplatzen und ich farblos, leblos werde. Dann fehlt deine Ruhe und deine klare Hoheit.

 

6. Beim Blick in den Spiegel, wenn mir schmerzlich bewusst wird, dass ich nicht mehr zwangsläufig ein wir bin, dass ich genug sein muss und dass ich mich nie wirklich genug fand und dass du ein Ganzes bist, aber ich nur ein Bruchteil.

 

7. In jedem “Wenn ich mal groß bin”-Szenario, in jeder Zukunftsform, ob werde, wirst, wird, werden, werdet oder werden sein. Im Futur bist du nur ein Konjunktiv.

 

8. Jetzt.

 

9. Immer.

 

Titelbild via splitshire.com (CC0)

3 Comments

  • Februar 27, 2015

    Tänne

    hach… wunderhübsche Worte, liebe Myri…

    “Im Futur bist du nur ein Konjunktiv.”

    hach… ;)

  • März 4, 2015

    Angelika

    Wortgewaltig…wunderschön! Danke!