Advent, Advent… Noch vor meinem Geburtstag – und wie ihr wisst, heißt das wirklich was – steht an erster Stelle der tollsten Tage im Jahr für mich Weihnachten. Ich liebe Weihnachten. Ich liebe die Weihnachtszeit, ich liebe es, Plätzchen zu backen, ich liebe Weihnachtsmärkte und Glühwein. Ebenso liebe ich Weihnachtslieder aus Kindertagen und ganz besonders liebe ich es, wenn Michael Bublé mir im Auto so oft ich es hören will vorsingt „All I want for Christmas is you“. Doch tritt bei mir zur grauen, dunklen Jahreszeit auch immer ein bisschen Wehmut auf. Und so lasse ich zwischen Weihnachtseuphorie und Winterblues immer ein wenig Revue passieren, was mir das letzte Jahr so gebracht hat. Eine Menge dieser Dinge durftet oder musstet ihr ja bereits mehr oder weniger live miterleben, aber nun lass ich euch nochmal an meinem ganz persönlichen Jahresrückblick teilhaben.
Anfangen möchte ich mit einer kurzen, aber ein wenig unterhaltsamen und auch ein wenig eigenartigen Männergeschichte, die eigentlich gar keine war. Ich will ja wirklich nicht behaupten, dass wir Frauen immer ganz normal ticken. Nein, im Gegenteil, manchmal verwirren mich meine eigenen Gedankengänge und Taten ja wirklich selbst zutiefst. Aber so begab es sich also, dass ich auf einen Typen traf, der optisch durchaus meinem Schema entsprach und mich dazu noch wieder und wieder äußerst entzückend anlächelte. Nun bin ich längst aus dem Alter raus, an dem ich das Lächeln eines Mannes überbewerten möchte, aber die Signale schienen nun doch recht eindeutig. Und dann bekam ich eines Nachts eine Freundschaftsanfrage in dem Netzwerk der Netzwerke und staunte nicht schlecht: Der gut aussehende Typ war älter, als ich dachte (prinzipiell kein Ausschlusskriterium für mich), hatte ein Kind (prinzipiell ebenfalls kein Ausschlusskriterium für mich, Kinder will ich eh und das spart ggf. die Schwangerschaftsstreifen) und war dazu noch verheiratet – definitiv ein Ausschlusskriterium für mich, Frau und Kind ist mir dann doch ´ne Nummer zu krass. Nunja, eine Nachricht folgte sogleich und dann ein wirklich merkwürdiges Angebot. Er sei gar nicht an einer körperlichen Affäre interessiert, sondern an reinem verbalen erotischem Austausch; Kopfkino und Fantasie seien ja ohnehin viel anregender als die Realität. Und überhaupt, Betrug sei das dann ja auch nicht, das käme natürlich niemals in Frage für ihn. Joa. Da wusste ich dann auch nichts drauf zu sagen. Sextalk in allen Ehren, aber nur das? Herzlichen Glückwunsch und nein danke. So viel dazu, nur eine kleine Anekdote nebenbei. Kommt nur mir das komisch vor?
Ansonsten haben mich in diesem Jahr natürlich auch ein paar Dinge wirklich bewegt. So war ich beispielsweise bis dato immer der Meinung, dass wahre Freundschaft reifen muss, viele gemeinsame Jahre und Erfahrungen braucht, um sich wirklich Freundschaft zu nennen. Und wurde in diesem Jahr eines Besseren belehrt. Plötzlich tauchte sie auf und seitdem ist sie nicht mehr wegzudenken. So als hätte es sie immer schon in meinem Leben gegeben. Auf der Silberhochzeit meiner Eltern wurde mir dann erneut vor Augen geführt, dass es sich lohnt, an die wahre Liebe zu glauben und ebenso dafür zu kämpfen. Da tanzen zwei Menschen nach 25 Jahren noch einmal zu ihrem Hochzeitstanz, sehen sich dabei tränenerfüllt in die Augen und vergessen, dass das alles schon 25 Jahre her ist. Und um sie herum muss selbst jeder noch so gestandene Mann das Taschentuch zücken. Hachja…
Was ich ebenso lernen musste, ist, dass es sich lohnt, zu verzeihen. Fast wäre eine tiefe und gute Freundschaft zerbrochen, weil da jemand einen Keil zwischen uns treiben wollte (ja, so etwas gibt es anscheinend auch noch, wenn man die Pubertät schon hinter sich gelassen hat). Ich wurde hintergangen und enttäuscht und habe fast die ganze Freundschaft angezweifelt. Aber wir haben draus gelernt und nun ist sie wieder fester Teil meines Lebens. Außerdem habe ich das erste Mal die Hoffnung, dass es auch in meinem Leben endlich eine echte Freundschaft zwischen Mann und Frau geben kann, ohne dass einer dem anderen früher oder später doch an die Wäsche oder ans Herz möchte.
Und zu guter Letzt noch eine gute und schlechte Nachricht zugleich. Es funktioniert noch. Das mit dem Herzklopfen und den Schmetterlingen und diesem ganzen „Ich nerve alle um mich herum und rede von nichts anderem mehr“ funktioniert noch bei mir. Aber ein Happy End kann ich euch trotzdem nicht bieten. Denn was ich in diesem Jahr noch lernen durfte, ist, dass aus Gefühlen erst eine Liebe reifen muss, um schwere Zeiten überstehen zu können. So, nun aber Schluss mit Winterblues und zurück zur Weihnachtseuphorie. Ich wünsche euch allen eine schöne Weihnachtszeit, genießt die Zeit mit euren Lieben, lasst euch Kekse und Stollen schmecken und trinkt nicht zu viel Glühwein.
Eure Pia
Titelbild: Gratisography.com / CC0