„Bist du eigentlich mehr so yolo oder mehr so swag?“

Wow, hab ich mich alt gefühlt, als man mir diese Frage auf einer Party im letzten Jahr stellte. Was beide Begriffe bedeuten wusste ich, aber ich war mir nicht darüber im Klaren, dass man das eine oder das andere sein kann. Tanja_V3Nachdem mir keine Antwort dazu einfiel, schritt die Skurrilität des Gespräches auch ganz von alleine voran „Also, wir sind ja alle mehr so free.“ Achso. „Weißt du, er ist free, weil er gerade ausm Knast kommt“ Soso. „Er denkt nur er sei free, aber er ist seit 5 Jahren mit seiner Freundin zusammen“ Mhm. So richtig verstanden hab ich bis heute nicht, was das sollte. Aber ich glaube mittlerweile rausgefunden zu haben, was free bedeutet: Es bedeutet frei sein. Ha!

Die Erleuchtung ereignete sich wie folgt: Gestern hab ich mal wieder den Klängen einiger Songs von Kina Grannis gelauscht (Hammer Frau. Hammer Stimme. Definitiv mein girl crush. Neben Jessica Alba. Die hängt halb nackt in meinem Bad.) und nach ein paar fröhlichen Liedern folgten einige traurige. Ich bin einfach fasziniert von ihrer Stimme, deshalb war ich plötzlich in einem sentimentalen Strudel drin, aus dem ich mich aber schnell wieder wach rüttelte. Schluss, Aus. Pfui, Tanja!

Das Faszinierende für mich in diesem Moment war, dass ich meine Gefühle auf niemanden bestimmtes projiziert hatte. Ich weine gerade niemandem nach, ich laufe keinem hinterher, ich bin… frei. Nicht always ultra. Ich brauche keinen Schutz vor mir selbst. Auch nicht carefree, einfach free.

Nicht, dass ich je so ein leidender Single à la niemand-liebt-mich-ich-werde-alleine-zwischen-zwölf-Katzen-sterben gewesen wäre. Optimistisch war und bin ich immer. Aber bisher existierte immer irgendein Mann in meinem Hinterkopf. Und nun fühle ich wirklich das, was ich meinen Ladies immer predige: Man kann nur zu zweit glücklich sein, wenn man auch alleine glücklich ist. Denn ich bin glü… nee, zufrieden („glücklich“ ist so ein starker Begriff, aber das würde nun auch zu philosophisch enden).

Ich kenne so viele Mädels, die ihr Glück an einem Mann fest machen, todtraurig als Single sind und anscheinend nur dann ein erfülltes Leben haben, wenn etwas Männliches an ihrer Seite ist. Aber so kann das nicht funktionieren, Kinder! Denn dann ist jedes Mal, wenn der Mann weg ist, auch das vermeintliche Glück verschwunden und man sucht nur wieder jemanden, der diese Lücke schließt. Habt ihr mal überlegt, was für eine Verantwortung das für euer Gegenüber ist? Das ist doch niemandem zumutbar.

Wer die ganze Zeit griesgrämig wie Oscar durch die Welt läuft, kann nicht erwarten, dass er eine positive Ausstrahlung auf andere hat. Man muss auch mal freudestrahlend aus der Mülltonne hüpfen, selbst wenn einem nicht danach ist, denn: So macht man sich selbst und seiner Umwelt das Leben leichter.

„Pessimisten haben recht, Optimisten den Spaß“ Das schlussfolgerte Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer neulich in einem Artikel auf Zeit.de. Ich gehöre zu den hoffnungslosen Optimisten. Naiv, aber glücklich. Meister der Verdrängung und Prediger der Ach-das-wird-schon-alles-Attitüde. Optimismus bedeutet ja nicht, dass man das Negative nicht sieht oder es nicht ändern will, sondern nur, dass man einsieht, das manche Dinge nicht zu ändern sind und man das Negative auch mal annehmen muss. Einfach weglachen und weitermachen!

Der gemeine Pessimist gilt in Fachkreisen auch oft als Realist. Ohne eine Spur Pessimismus kann ein nachdenklicher Mensch auch nicht existieren und ja, doch… ich bin auch sehr nachdenklich, aber ich folge meinem Gefühl, solange ich lebe. Ja, verdammt: Wir werden alle sterben! Aber scheiß drauf. So ist es und das kann auch keiner ändern.

Hat man in einer Beziehung nun sowohl Pessi- als auch Optimist zugegen, sollte man versuchen ein Gleichgewicht herzustellen. Den anderen nehmen wie er ist, nicht umpolen wollen, aber auch sich selbst nehmen, wie man ist und sich nicht abhängig vom anderen machen. Vielleicht kann man sich ja gegenseitig ein bisschen beim Verdrängen helfen und so gemeinsam glücklich sein. Nein, Moment: Gemeinsam sein Glück verdoppeln!


In diesem Sinne: yolo! Seid free und vermehret euch. (Oder so.)   


Tüddelü.
Eure Tänne

3 Comments

  • April 2, 2014

    Myri

    Ich mag deine Einstellung, sehr gesund :) Also, gehe du ebenfalls dahin und vermehre dich! Oder zumindest deine Ansichten, hehe.

    • April 4, 2014

      Tänne

      Herzlichen Dank! :D Vermehrung von meinen Ansichten, mir & was mir noch in den Sinn kommt für die Nahe sowie ferne Zukunft angestrebt.

  • April 4, 2014

    L

    Toller Beitrag! Genau über dieses ‘Man kann nur zu zweit glücklich sein, wenn man alleine glücklich ist’ habe ich heute irgendwie nachgedacht, witzig! Weiter so!