Unmöglich? Freundschaft zwischen Frau und Mann

Es gibt immer wieder dieses eine Thema, das alle beschäftigt und für das niemand wirklich die richtige Lösung zu finden scheint. Manche schütteln den Kopf und meinen einstimmig: "Unmöglich!" – Andere flüstern unsicher: "Doch…" und die anderen wiegen den Kopf und sagen schlussendlich nach einer langen Analyse: "Es kommt darauf an!"

Wenn es etwas gibt, das ich in meinem Jusstudium gelernt habe, dann, dass es tatsächlich immer auf den konkreten Fall ankommt – und es gibt kein besseres Thema, um dies zu beweisen.

Es geht um die Freundschaft zwischen Frau und Mann. Gibt es sie? Unter welchen Bedingungen? Und wie lang hält sie?

Nun, ich bin der festen Überzeugung, dass es eine solche Freundschaft geben kann! Vier von fünf Erwachsenen teilen meine Meinung (Quelle).  Aaaaber es steckt sehr viel harte Arbeit dahinter. Ihr meint, eine Freundschaft zwischen Menschen des gleichen Geschlechts sei schwer aufrecht zu erhalten? Dann versucht doch mal die Kombi von Mann und Frau. Die Freundschaft zwischen einer Frau und einem Schwulen erwähne ich mal nicht, denn diese ist wohl die allerschönste Form von Freundschaft, die von Ehrlichkeit und gleichem Geschmack in Männern oder Kleidungsstil charakterisiert wird. Die Probleme entstehen dann, wenn zwei Heteros sich unheimlich gut verstehen.

 

Situation 1

Ihr kennt euch seit Kurzem. Es hat sofort gefunkt. Ihr flirtet, was das Zeug hält und ihr versteht euch auch auf freundschaftlicher Ebene.

Die Chancen, dass eine Freundschaft entsteht, stehen hier bis zu 50%. Entweder ihr macht euer ganzes Leben lang mit dem Flirten weiter und ihr werdet euch dabei immer fragen: was, wenn… Oder ihr fangt eine Beziehung an. Wenn von Anfang an die Funken sprühen, ist es harte Arbeit, dies in eine Freundschaft zu verwandeln. Einer von euch beiden wird sich immer die Frage stellen, ob er bzw. sie weitergehen sollte. Dass man einen Menschen kennenlernt, mit dem man von Anfang an solche Spielchen spielen kann und der den selben Humor hat, ist so selten, dass es fast schade wäre, eine Beziehung nicht in Betracht zu ziehen. Wer weiss… Vielleicht versteht ihr euch aus allen Sichtpunkten gut. Die sexuelle Anziehung müsste erstmal überwunden werden, damit es auch mit der Freundschaft klappt. Schwierig aber möglich!

 

Situation 2

Ihr kennt euch schon lange und seid offiziell nur befreundet.

In diesem Fall ist die reine Freundschaft am wahrscheinlichsten. Ihr kennt euch schon so gut, dass alle Gefühle weg sind. Womöglich hat es Gefühle gegeben, denn wenn sich Mann und Frau gut verstehen, entstehen früher oder später doch "mehr" Gefühle. Diese wurden unterdrückt, was zu einer schönen Freundschaft geführt hat, weil sie irgendwann endgültig verschwunden sind. Oder vielleicht wurden sie ausgelebt. Dann heisst es, dass es nichts mehr gibt, was zurückgeblieben ist und ihr kennt euch wirklich so gut, dass ihr bereit für eine ehrliche Freundschaft seid.

 

Situation 3

Ihr wohnt zusammen.

Nun, das ist auch ein Fall von Freundschaft, denn auch wenn mal kurz was zwischen euch war, ihr müsst zusammenleben und kennt euch und euren Alltag sehr gut. Ihr könnt ehrlich zueinander sein und habt schon viel Erfahrung – privat wie auch WG-mässig. Schwierig wird es, wenn ihr euch überhaupt nicht mehr vertragen könnt. Denn leidet nicht nur ihr darunter, sondern auch eure Mitbewohner. In einer WG redet man über alles und man nimmt kein Blatt vor den Mund, was viel Streit auslösen könnte. Hier kommt es drauf an, wie ihr dem anderen gegenüber eingestellt seid und wie erwachsen ihr mit der Situation umgehen könnt.

 

Das war`s wohl… In allen anderen Situationen ist eine Freundschaft nur schwer vorstellbar. Grundsätzlich will jemand immer mehr. Die Frage ist, ob man es erfolgreich unterdrücken kann und falls nicht, ob man danach erwachsen genug ist, um sich einzugestehen, dass das, was man zusammen hatte schön war, aber dass es nichts mehr bringt, sich hineinzusteigern. Leider sind Gefühle nicht immer auf einander abgestimmt und das führt dazu, dass es oft zu Missverständnissen kommt. Einer von beiden (wohl meist der Mann) landet in der Friendzone, weil er nicht mutig genug ist, um sich das zu holen, was er begehrt. Die Frau hat den Eindruck, dass eine Freundschaft entstanden ist, was aber nicht wirklich der Fall ist (außer Situation 1, 2 oder 3 liegt vor).

Was ich aus eigener Erfahrung sagen kann: eine Freundschaft zwischen Frau und Mann kann existieren  und unglaublich bereichernd sein. Als Frau kann man vieles von einem männlichen Freund lernen und die Männerwelt lockerer sehen, denn nicht alles muss interpretiert und tausend mal besprochen werden und schon gar nicht, wenn es um Männer geht. Frauen neigen dazu, einem immer das zu sagen, was man hören will. Männer sind da einfach nur ehrlich und eine Dosis Bodenständigkeit kann uns nun wirklich nicht schaden…

 

3 Comments

  • Juni 6, 2014

    ppr

    Interessanter Text! Schön geschrieben.
    Ich habe etwas länger überlegt, ob ich hier antworten soll. Ich lasse hier meinen Gedanken einfach mal freien Lauf.

    Zunächst möchte ich sagen, dass ich als Mann diese Thematik aus einem anderen Blickwinkel betrachte. Grundsätzlich stimme ich Dir zu, dass Freundschaft zwischen zwei heterosexuellen Singles möglich ist. Und dass es auf den Fall ankommt. Jedoch kamen mir die beschriebenen Situationen (außer Situation 3) etwas fremd vor. Aber vielleicht fange ich erst mal mit meiner Geschichte an. Und (wie so oft) fängt diese mit einem Mädchen an. Und ich erzähle hier nichts als die Wahrheit. Vielleicht noch als Warnung: Endlose Sätze kommen.

    Szene:Schulbibliothek. Freistunde. Eintritt ich, auf der suche nach Literatur für irgendein Projekt (Nein, in ner Bib?! Wie ulkig.), als ich sie sehe: am Tisch, alleine; niedlich, wie sie mit ihren lockigen blonden Haaren, auf ihrem Stift kauend, in irgendeinem Buch vertieft ist. Ich habe dieses Mädchen noch nie zuvor gesehen, obwohl ich hier seit fast 9 Jahren jeden Tag in diesen Gebäuden umherirre.
    Ein paar Leute aus dem Englisch-LK aus der Stufe unter mir kommen und rufen ihr zu “Nicole* (Name v.d.Readaktion geändert), komm, wir müssen weitermachen!”
    Nicole also. Ich erfahre, dass sie von der Partnerschule kommt und in meiner Schule den Englisch-LK hat.

    Auf ner Party unter der Woche treffe ich zufällig eine ehemalige Klassenkameradin von mir, die dann zu allem Überfluss auch noch zufällig sitzen geblieben ist und zufällig noch in ihre Schule gewechselt und dementsprechend in ihrer Stufe war. Ich frage sie über sie aus.
    “Bah! Nicht die! Die ist eingebildet, klein, reich, redet nur von sich und ist immer so arrogant zu mir!!!
    … Obwohl, ihr beide passt super gut zusammen!” (Man muss dazu vielleicht sagen, dass meine alte Klassenkameradin mal gerne gelästert hat und man nicht alles zu ernst nehmen musste, wobei mir das durchaus Sorgen bereitet hatte in dem Moment. :D )
    Auf meine Frage, wie ich denn jetzt an sie rankommen könnte und dann bei einem Zusammentreffen von mehreren Menschen “unauffällig der Kerl sein könnte, der in der Gruppe ihr immer einen Blick zuwirft und ihr dann im Nachhinein bei den ersten Chats und so viele Komplimente macht und ihr schreibt wie schüchtern er im ersten Moment war und warum er seinen Mund einfach nicht aufbekommen hat” (Tut mir leid Mädels, ich wollte ja die ganze Wahrheit schreiben und solche Spielchen gehören nunmal zum Repertroire dazu – um Big Mamma’s House zu zitieren “Schätzchen, die Spieler kommen und gehen, aber das Spiel bleibt immer das Gleiche”), antwortete sie “Lern erst mal n paar Mädels aus meiner Stufe kennen!”

    Und dies war der Moment wo ich meine zukünftige beste Freundin kennenlernen sollte. Ich gebe zu, das war sehr ausgiebig erzählt, aber es ist wichtig für den Verlauf und um meine Situation zu verstehen.
    Da war sie (meine beste Freundin-to-become) also. Sie hatte zufällig an dem Tag Geburtstag und ich tat mein Bestes um mich in der Gruppe einzufinden. Wir verstanden uns relativ schnell sehr gut und wir schrieben viel miteinander. Wir schrieben. Tagelang. Hier ging es nicht um Flirten (Wenn Frauen Kennenlernen als Flirten definieren, dann schon.) Ich vertraute ihr alles an. Mit Nicole. Sie gab mir ein milderes Urteil über sie als meine alte Klassenkameradin und bot mir ihre Hilfe als Wingwoman an. Im Gegenzug bot ich ihr eine Art Gesprächspartner zu allem was Männer betrifft, weil sie einen leicht Hang zu Überinterpretation hatte. und so entwickelte sich eine Freundschaft, die wirklich fest ist und schon wirklich ein paar Jahre auf dem Buckel hat.

    Natürlich sieht sie gut aus und als Kerl hätte ich wohl gut dran getan sie hart anzubaggern, aber ich hatte einfach nie das Bedürfnis dazu. Selbst nach Abenden wo man nur zu zweit raus war und sich auf einen anderen Stern gesoffem hat um am nächsten Morgen sogar noch mit Schuhen an nebeneinander aufzuwachen – Ich wusste immer, was mir diese Freundschaft wert war und das wollte und würde ich nicht aufgeben. Wie Du bereits sagtest, es ist eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Das ist das wichtige hier – beiden muss das klar sein. Sobald man die Grenze überschreitet, spielt man mit der Gefahr eben dieses Gefüge zu schädigen (was man meiner Meinung auch langfristig immer tut, wenn etwas passiert zwischen Freund und Freundin).
    Irgendwann kam ich mit meiner Freundin zusammen (Nein, es war nicht Nicole, daraus wurde nie was, so nebenbei. Ja, Ironie des Schicksals, ich weiß. Jedoch bin ich trotzdem dankbar dafür, dass sie mir über den Weg gelaufen ist, sonst wären Dinge nicht so gelaufen, wie sie jetzt sind.) und sie mit ihrem. Auch für die beiden war es seltsam im ersten Moment von einer/einem Anderen zu hören, glaube ich. Aber nach jeweils einem gemeinsamen Abend miteinander war auch das geklärt.

    Es gibt aber noch eine weitere Situation unter der ich mir Freundschaft zwischen heterosexuellen Singles vorstellen kann. Das Studium und oder die langjährige Freundesgruppe.
    Zugegebenermaßen kann es gerade im Studium eben nicht zu dieser Situation kommen, dass langfristige Freundschaft entsteht, sondern eben mal der schnelle ONS.
    Was ich aber meine ist diese Art “Leidensgemeinschaft”, die man aus der Klausurphase (vielleicht) kennt: Man hat ein Horrorfach und muss bestehen. Man lernt anfangs in Gruppen zusammen und irgendwann nur noch Zuhause und man besucht sich gegenseitig. Bis spät in die Nacht hinein. Und irgendwann pennt man einfach direkt da, ohne das was passiert.
    Meine Erfahrung war, dass aus diesen Gemeinschaften sehr gute Freundschaften entstehen können.
    Vielleicht habe ich aber auch einfach Signale falsch verstanden :D Ich hätte das aber nicht gewollt.

    Das waren mal meine 2-cents dazu.

  • Juni 6, 2014

    Kaya

    Lieber PPR,

    ich freue mich, dass du dich doch entschieden hast, zu schreiben. Das ist wirklich ein Thema, über das man stunden- ja,- tagelang reden kann. Und nun folgen meine endlosen Sätze ;)

    Bevor ich den Artikel geschrieben habe, habe ich mit meinen besten Freunden (Vertreter der männlichen Meinung) darüber gesprochen. Am besten lernt man doch von denen, die einen durch den Alltag begleiten. Zum Teil war ich schockiert und zum Teil habe ich einsehen können, dass ihre Meinung akzeptiert werden muss.

    Der eine hat mir tief in die Augen geschaut, meine Hand in seine genommen und hat gesagt: “Nein! Niemals! Siehst du… das ist der Unterschied zwischen euch und uns. Wir wollen alles, die Action.“ Ich habe ihn verdutzt angeschaut und hatte das Gefühl, dass er gleich in die Knie geht. Bis zu diesem Gespräch habe ich ihn als Freund geschätzt und geliebt. Ich konnte ich sein und jeden Spruch rauslassen. Es war wohl eine Dummheit, zu denken, dass er sich in meiner Anwesenheit auch so wohl fühlt und nichts mehr als das. Angefangen hat es ähnlich wie bei dir. Lange Gespräche, endloses Lachen, Lästereien, jahrelanges Zusammensein, im gleichen Bett schlafen und nichts weiteres. Dieses Gespräch hat etwas zerstört, was es für ihn gar nicht gab: eine Freundschaft; eine Oase, in der ich zufrieden war. Er aber nicht. Aus Egoismus habe ich so getan, als hätte ich nicht verstanden, was er meint. Irgendwann habe ich gemerkt, dass die Seifenblase geplatzt war und ich ihn gehen lassen musste oder ich ihm das geben sollte, wonach er sich so lange gesehnt hatte. Und ich habe ihn losgelassen. Er ging. PPR, darum zählt jahrelange Freundschaft zu einer meinen Top 3 Situationen, aber nur mit einem “aber“. Sie ist möglich, aber -wie im Artikel beschrieben-, nur wenn die Gefühle so sehr unterdrückt werden, dass sie gar nicht mehr da sind, oder wenn man sie auslebt und danach erwachsen genug ist, um die Freundschalft wieder aufnehem zu können (falls dies der Wunsch von beiden ist).

    Du hast gesagt, dass dir die Freundschaft wichtig war. Es ist sehr schön zu sehen, dass es auch Männer gibt, die das zu schätzen wissen und es nicht aufs Spiel setzen wollen. Unterdrückte Gefühle gab es deinerseits und ihrerseits nie? Auch nach jahrelanger Freundschaft kann noch was passieren… Dieser Situation bin ich auch begegnet. Er wollte nicht drüber reden. Die ganze Zeit hat er sich Vorwürfe gemacht, dass er alles zerstört hat. Er hat sich so dafür geschämt, dass das eigentlich die Freundschaft kaputt gemacht hat und nicht der Sex. Keine Kommunikation ist schlimmer als Anziehung. Die zwei waren in einer langjährigen Freundesgruppe. Nicht mal dann, gibt es eine Garantie, dass die Freundschaft keine dunklen, lustvollen Ecken verbirgt.

    Und das Studium… Hey, sorry!!! Also hier hast du es wirklich bei Weitem verfehlt! Das Studium ist das Paradies für one night stands! Wieso? Man kennt sich seit Kurzem, man hat vielleicht nicht sofort das Interessen an einer neuen Bekanntschaft, die Hormone spielen verrückt, man ist endlich erwachsen, man will es geniessen, allen zeigen, was man so auf Lager hat etc. Darum haben Studenten einen gewissen Ruf. Vielen ist die Freundschaft aus dem Studium nur halb so wichtig wie die aus der Schule und dementsprechend verhalten sie sich auch.

    Ich bin zwar der Meinung, dass langjährige Freundschaften bzw. Freundesgruppen eine Freundschaft zwischen zwei Heteros erlauben, aber auch dann kommt es auf den konkreten Fall an. Ich habe micht mächtig geirrt und jemanden verletzt. Nun fehlt er mir gewaltig und ich hoffe, dass er mir irgendwann mal vergeben kann.

    Ich glaube mit deiner Geschichte, wolltest du mitteilen, dass eine Freundschaft ohne das “aber“ möglich ist. Jetzt seid ihr beide in einer Beziehung. Das ist gut so und ich wünsche euch vom Herzen viel Glück und dass auch eure Freundschaft weiterhin erhalten bleibt. Was wird aber passieren, wenn einer von euch wieder Single ist? Eifersucht? Versteckte Gefühle? Wie lang kann man sie versteckt halten?

    Meine Absicht ist es nicht, dich davon zu überzeugen, dass es keine Freundschaft gibt. Ich versuche dir zu zeigen, dass viele Männer (vor allem Männer) anderer Meinung sind und dass das eigentlich nicht ganz Unsinn ist.
    Nach viel Überlegung bleib ich bei meinen 3 Situationen und es gibt ganz klar immer eine Ausnahme. Ich habe meine 7 Ausnahmen gefunden (2 beste Freunde aus der Schule und 5 Mitbewohner). Ob wir falsch liegen und es diese Freundschaft nun gibt oder nicht, können wir erst in ein paar Jahren beurteilen. Ich weiss nicht wie sich unsere Freundschaften entwickeln werden. Momentan gibt es sie und das ist bereichernd (besser kann man es gar nicht beschreiben). Davon müssen wir profitieren. Melde dich in 5-10 Jahren nochmal ;)

  • Juni 7, 2014

    Kaya

    Lieber PPR,

    ich freue mich, dass du dich doch entschieden hast, zu schreiben. Das ist wirklich ein Thema, über das man stunden- ja,- tagelang reden kann. Und nun folgen meine endlosen Sätze ;)

    Bevor ich den Artikel geschrieben habe, habe ich mit meinen besten Freunden (Vertreter der männlichen Meinung) darüber gesprochen. Am besten lernt man doch von denen, die einen durch den Alltag begleiten. Zum Teil war ich schockiert und zum Teil habe ich einsehen können, dass ihre Meinung akzeptiert werden muss.

    Der eine hat mir tief in die Augen geschaut, meine Hand in seine genommen und hat gesagt: “Nein! Niemals! Siehst du… das ist der Unterschied zwischen euch und uns. Wir wollen alles, die Action.“ Ich habe ihn verdutzt angeschaut und hatte das Gefühl, dass er gleich in die Knie geht. Bis zu diesem Gespräch habe ich ihn als Freund geschätzt und geliebt. Ich konnte ich sein und jeden Spruch rauslassen. Es war wohl eine Dummheit, zu denken, dass er sich in meiner Anwesenheit auch so wohl fühlt und nichts mehr als das. Angefangen hat es ähnlich wie bei dir. Lange Gespräche, endloses Lachen, Lästereien, jahrelanges Zusammensein, im gleichen Bett schlafen und nichts weiteres. Dieses Gespräch hat etwas zerstört, was es für ihn gar nicht gab: eine Freundschaft; eine Oase, in der ich zufrieden war. Er aber nicht. Aus Egoismus habe ich so getan, als hätte ich nicht verstanden, was er meint. Irgendwann habe ich gemerkt, dass die Seifenblase geplatzt war und ich ihn gehen lassen musste oder ich ihm das geben sollte, wonach er sich so lange gesehnt hatte. Und ich habe ihn losgelassen. Er ging. PPR, darum zählt jahrelange Freundschaft zu einer meinen Top 3 Situationen, aber nur mit einem “aber“. Sie ist möglich, aber -wie im Artikel bereits erwähnt-, nur wenn die Gefühle so sehr unterdrückt werden, dass sie gar nicht mehr da sind, oder wenn man sie auslebt und danach erwachsen genug ist, um die Freundschalft wieder aufnehem zu können (falls dies der Wunsch von beiden ist).

    Du hast gesagt, dass dir die Freundschaft wichtig war. Es ist sehr schön zu sehen, dass es auch Männer gibt, die das zu schätzen wissen und es nicht aufs Spiel setzen wollen. Unterdrückte Gefühle gab es deinerseits und ihrerseits nie? Auch nach jahrelanger Freundschaft kann noch was passieren… Dieser Situation bin ich auch begegnet. Er wollte nicht drüber reden. Die ganze Zeit hat er sich Vorwürfe gemacht, dass er alles zerstört hat. Er hat sich so dafür geschämt, dass das eigentlich die Freundschaft kaputt gemacht hat und nicht der Sex. Keine Kommunikation ist schlimmer als Anziehung. Die zwei waren in einer langjährigen Freundesgruppe. Nicht mal dann, gibt es eine Garantie, dass die Freundschaft keine dunklen, lustvollen Ecken verbirgt.

    Und das Studium… Hey, sorry!!! Also hier hast du es wirklich bei Weitem verfehlt! Das Studium ist das Paradies für one night stands! Wieso? Man kennt sich seit Kurzem, man hat vielleicht nicht sofort das Interessen an einer neuen Bekanntschaft, die Hormone spielen verrückt, man ist endlich erwachsen, man will es geniessen, allen zeigen, was man so auf Lager hat etc. Darum haben Studenten einen gewissen Ruf. Vielen ist die Freundschaft aus dem Studium nur halb so wichtig wie die aus der Schule und dementsprechend verhalten sie sich auch.

    Ich bin zwar der Meinung, dass langjährige Freundschaften bzw. Freundesgruppen eine Freundschaft zwischen zwei Heteros erlauben, aber auch dann kommt es auf den konkreten Fall an. Ich habe mich mächtig geirrt und jemanden verletzt. Nun fehlt er mir gewaltig und ich hoffe, dass er mir irgendwann mal vergeben kann.

    Ich glaube mit deiner Geschichte, wolltest du mitteilen, dass eine Freundschaft ohne das “aber“ möglich ist. Jetzt seid ihr beide in einer Beziehung. Das ist gut so und ich wünsche euch vom Herzen viel Glück und dass auch die Freundschaft weiterhin erhalten bleibt. Was wird aber passieren, wenn einer von euch wieder Single ist? Eifersucht? Versteckte Gefühle? Wie lang kann man sie versteckt halten?

    Meine Absicht ist es nicht, dich davon zu überzeugen, dass es keine Freundschaft gibt. Ich versuche dir zu zeigen, dass viele Männer (vor allem Männer) anderer Meinung sind und dass das eigentlich nicht ganz Unsinn ist.
    Nach viel Überlegung bleib ich bei meinen 3 Situationen und es gibt ganz klar immer eine Ausnahme. Ich habe meine 7 Ausnahmen gefunden (2 beste Freunde aus der Schule und 5 Mitbewohner). Ob wir falsch liegen und es diese Freundschaft nun gibt oder nicht, können wir erst in ein paar Jahren beurteilen. Ich weiss nicht, wie sich unsere Freundschaften entwickeln werden. Momentan gibt es sie und das ist bereichernd (besser kann man es gar nicht beschreiben). Davon müssen wir profitieren. Melde dich in 5-10 Jahren nochmal ;)