Seit mehr als einem Jahr bin ich jetzt schon verlobt. Und in knapp einem Jahr werde ich endlich heiraten. Der Heiratsantrag, den ich bekommen habe, war wunderschön und unvergesslich, aber trotzdem sehr intim und „klein“. Kein Kniefall, keine tausend Kerzen und Rosenblätter oder ähnliches. Nur wir zwei in einem wunderschönen Restaurant, ohne dass die anderen Gäste etwas mitbekommen hätten – außer vielleicht das glückliche Geheule.
Am Dienstag, nachdem ich längst meinen Facebook-Beziehungsstatus auf „verlobt“ geändert hatte, bin ich wieder zur Uni und wurde direkt belagert von ein paar Freundinnen, die natürlich schon vor mir wussten, dass es an dem Wochenende passieren würde. Wir haben immer nur von Verlobung und Verlobungsantrag geredet. Irgendwie hab ich mich gescheut es „Heiratsantrag“ zu nennen und ich glaube auch, dass die anderen irgendwie ausgeblendet hatten, dass eine romantische Verlobung i.d.R. eine Hochzeit nach sich zieht. Verlobung ist irgendwie so ein romantischer, hübscher Zustand und Hochzeit klingt so erwachsen und ernst. Irgendwie habe ich mich so noch gar nicht gefühlt. Ich war bereit eine Verlobte zu sein, aber eine Ehefrau zu sein, hat irgendwie viel erwachsener geklungen, als ich mich gefühlt habe. Und auf einmal hatte ich das Gefühl, dass ich viel zu jung (24) und vielleicht auch unreif bin um zu heiraten. Dazu kam noch, dass sich auch in einem Verlobten-Haushalt der normale Alltag breit macht und es mich wahnsinnig gestört hat, dass wir nicht permanent romantisch, aufgedreht und voller Leidenschaft rumgelaufen sind. Da wir von Anfang an wussten, dass wir erst im Sommer zwei Jahre drauf heiraten würden, gab es ja auch nicht einmal großartig was zu planen. Nachdem meine Freundinnen am Anfang ständig gefragt hatten, wann wir heiraten, was für ein Kleid ich nehmen will usw. wurde es auch hier wieder ganz alltäglich und es ging eigentlich kaum noch um meine (nicht ganz baldige) Hochzeit. Es war also alles wie immer und meine rosaroten Vorstellungen des Verlobtseins wurden ein kleines bisschen gedämpft.
Irgendwie hatte ich erwartet, dass ich jetzt ganz anders bin, auf einmal total erwachsen und vernünftig. Wie die Frauen, die in romantischen Liebesfilmen in hübschen Sommerkleidern Anträge bekommen und dann die Hochzeitsplanung in ihren perfekten Karrierealltag einbinden. Karriere konnte man meine damalige Lebensphase, zwei Studiengänge + Nebenjob, ganz sicher nicht nennen.
Als ich Bahn gefahren bin, dachte ich, eigentlich müsste ich als Verlobte jetzt in einem schicken Mini oder so fahren. Und als ich gekellnert habe, dachte ich, eigentlich müsste ich jetzt grade zu einem tollen Job gehen, in dem ich grade in der Karriereaufbauphase bin. Erwachsen halt. Aber Uni, Kellnerjob und Bahnfahren waren irgendwie so unerwachsen. Studentisch halt… Das Beste war auch noch, dass ich grade im ersten Semester meines Zweitstudiums (also unter lauter frischen, teils noch minderjährigen, Abiturienten) war und wenn dort jemand erfahren hat, dass ich verlobt bin, kam immer direkt die Frage „Ach krass, WIE alt bist du denn?“
Das war mir irgendwie oft unangenehm. Ich glaube, das war es, weil ich mich selbst noch viel zu unreif gefunden habe um bald eine Ehefrau zu sein. Unreif im Sinne von ein bisschen planlos, in den Tag hineinlebend und immer noch im Studium im festhängend, weil das erste Studium irgendwie doch nicht so das war, was ich später mal machen möchte. Ich hatte einfach diese ganzen gewissen Vorstellungen von der ganzen Sache, in die ich so gar nicht reingepasst habe.
Heute sehe ich das alles ganz anders. Bestimmt auch, weil ich die Zeit der Erklärungen und erstaunten Gesichter jetzt schon länger hinter mir habe. Aber ich glaube auch, dass ich in dem letzten Jahr sehr viel reifer und erwachsener geworden bin. Ich würde jetzt nicht behaupten, dass das nur an der bevorstehenden Hochzeit lag, aber sie hat dazu beigetragen. Ich habe mich an meine neue Lebensphase gewöhnt. Dazu kommt, dass innerhalb des letzten Jahres viele Heiratsanträge in meinem Freundes- und Bekanntenkreis gemacht wurden und ich auf einmal viel deutlicher gemerkt habe, wie normal das jetzt (= in diesem Alter) ist. Ich war nicht zu früh dran, ich war einfach nur die Erste. Als ich den Antrag bekam, ging es studiums- und karriereplanungstechnisch grade drunter und drüber, ich hatte wirklich so gar keinen Plan was ich machen soll oder will. Dass ich mir über solche Dinge innerhalb des letzten Jahres sehr viel klarer geworden bin, trägt denke ich den Rest dazu bei, dass ich mich heute absolut erwachsen genug und „richtig“ in der Position als baldige Ehefrau fühle.
Ich habe irgendwie auch einfach ein bisschen gebraucht dieses Bild, dass ich von dem allen hatte, loszuwerden und mir bewusst zu machen, dass sowas heute einfach anders ist, als früher oder in den romantischen Liebesfilmen. Es ist nichts dabei zu heiraten während man noch studiert und während man noch nicht wirklich einen Plan davon hat, was man mal machen will. Man heiratet schließlich, weil man sich liebt und sich nahe sein will und nicht, weil die Hochzeit genau zum gesellschaftlich anerkannten richtigen Zeitpunkt im Lebenslauf stehen muss.
Mein Verlobter hatte damit übrigens nie ein Problem. Zumindest hat er nie etwas gesagt oder so gewirkt. Aber er arbeitet schon, ist ein paar Jahre älter und viel vernünftiger und erwachsener als ich. Ich hab ihm gegenüber auch nie meine ganzen Gedanken ausgesprochen, weil ich Angst hatte, er könnte das Gefühl bekommen, ich will ihn nicht heiraten oder er könnte enttäuscht sein, dass er mich zu früh gefragt hätte. Das hat er ja auch gar nicht. Ich habe einfach nur dieses erste von den zwei Jahren Verlobungszeit gebraucht, um mich an die Umstellung und den neuen Lebensabschnitt zu gewöhnen – auch wenn ich immer noch nicht gerne das Wort „Ehefrau“ in den Mund nehme…
Das geht alles so fließend ineinander über, Abitur, Studium und auf einmal merkt man, dass man so langsam erwachsen wird. Es war also genau der richtige Zeitpunkt für den Antrag, denn wenn es jetzt endlich mit der Planung losgeht, bin ich perfekt vorbereitet :)
Diese ehrlichen Worte übers Verlobtsein stammen von Laura. Vielen Dank, dass du uns an deinen Gedanken hast teilhaben lassen!
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Titelbild via kaboompics.com (CC0), 2. Bild via splitshire.com (CC0)